80%iger Gastartikel: Fünf Geheimtipps – zum gleich wieder verstecken?
Dieser Gastartikel von Tobias H. kommt gerade richtig! ICH habe gestern nämlich auch einen „Klassiker“ gesehen, der hier gut reinpasst – und ganz am Ende auftaucht. Vielleicht liegt unsere thematische und timingtechnische Annäherung daran, dass ich zu viel Zeit mit Tobias H. verb(r)inge, wenn er mich erneut per Mail auffordert, endlich das Eingeschickte zu veröffentlichen. Natürlich macht er’s superhöflich: „Hey, Klapooo. Ich weiß, du hast wenig zu tun (ich fahre z.B. auf mehrtägige Fortbildungen), aber wenn du mal leicht andere Wenig-Zeit haben solltest…“ – Doch nun zu seinen Schnellreviews, dank derer ich viele Filme bereits übersprungen habe.
3022 (2019)
„3022“ ist eine jener günstigen Produktionen, die man in Massen auf Amazon Prime oder Netflix finden kann. Ab und an schaffen es manche dieser Streifen aber mit interessanten Ideen aufzuwarten.
Hier driftet die angeranzte Station „Pangea“ irgendwo zwischen Erde und Jupiter umher. Sie ist eine Art Versorgungsdepot für die Raumschiffe, die zu den cooleren Orten im Sonnensystem möchten. Die Crew ist ähnlich kaputt wie ihr Wohnort. Nur 3 Leute kümmern sich um diese bedauernswerte Einrichtung.
Eigentlich ist die Ablösung in Sicht. Dann allerdings verstummt die Erdstation und Unruhe und Angst machen sich breit – und nebenbei stirbt eine der Figuren quasi zwischen Tür und Angel. Tatsächlich erreicht der Film hier einen gewissen Sog,
denn die Darsteller machen ihre Sache nicht übel. Dass man ohne Informationen
irgendwo hängt, kennt man als Bahnreisender ja zu Genüge und so kann man deren
Nöte auch gut nachvollziehen.
„Fühlst Du das? Ich könnte schwören, eine Kamera ist auf uns gerichtet.“ „Echt, sollten wir jetzt irgendwas machen? Ich denke du bildest dir das ein und wir quatschen stattdessen einfach weiter über Nichtigkeiten.“ Dialoge solcher Art begegnen einen hier wirklich. Womöglich hätte etwas mehr Handlung geholfen, um an Gesprächsstoff zu kommen.
Nach der bald nur noch 2 Personen umfassenden Psycho-Show taucht dann eine Fähre mit 3 fast verhungerten Kollegen an Bord auf. Nun wird klar: die Erde ist futsch und diese Station womöglich der letzte Außenposten der Menschheit. Was genau mit unserer Kugel passiert ist, ist nicht klar und für die Handlung auch unwichtig.
Durch die Neuankömmlinge gesellen sich Paranoia und Gier als neue Gäste mit dazu. Es kommt zum Showdown, ein Neuankömmling dreht durch, die Station geht zu Bruch und der Kapitän hängt am Ende alleine in seinem arg begrenzten Wohnraum. Ganz zum Schluss findet er aber in einem anderem Trümmerteil von „Pangea“ noch seine Kollegin wieder. Die Population der Gattung Mensch verdoppelt sich schlagartig. Was die letzten beiden Menschen dann auf ihren Trümmerhaufen von einer Station nun noch machen werden, bleibt offen. Kein erlösendes Ende, bei dem alles wieder gut ist, sondern nur viele Fragen, die zu Ende gedacht, alle deprimierende Antworten liefern.
Fazit: das schmale Budget ist offensichtlich, aber diesem Kammerspiel hat es gar nicht so geschadet. Von den hier vorgestellten Filmen wohl noch der Beste. Eine hauchzarte Empfehlung aus einer chronisch kaputten Zukunft.
2067 (2020)
„2067“ (reine Zahlentitel sind selten gut, man denke an „300“) ist auch so ein Streifen, der allerdings mit mehr Geld aufwarten konnte. Das ist aber keine Garantie für ein besseres Werk. Im Kern geht es darum, dass in rund 40 Jahren alles umwelttechnisch ziemlich futsch und vergiftet ist. Alle sind auf Sauerstoffmasken, bzw. Entgifter aller Art angewiesen. Atembar ist nur die Atmosphäre in den bewohnten Gebäuden.
Seht mal, ein Typ, der schon vor langer Zeit verstorben ist! Oder er wird gleich wieder lebendig, denn das hier ein – Achtung – ZEITREISEFILM! Ebenso wahrscheinlich ist, dass dies hier eine doofe Schockszene ist, die überhaupt keine Rolle mehr spielen wird oder sie hat eine Rolle gespielt, aber in einer alternativen Realität. Mehr gelungene Metaebenen gehen nur in guten Filmen.
Immerhin hat man eine Zeitmaschine parat, die aber nur eine Nachricht aus der Zukunft empfängt: man solle bitte Ethan Whyte senden, heißt es von Übermorgen aus lapidar. So kommt der eigentliche Wartungstechniker in das Jahr 2474 und findet eine Ruinenstadt und seinen eigenen Leichnam vor, der aber dort schon seit vielen Jahren liegt. Kurze Zeit später erscheint dann auch noch sein Kumpel Jude aus der Vergangenheit und gemeinsam erkunden sie die Ruinen ihrer untergangenen Welt.
Dann wird es seltsam, denn die es kommt heraus, dass sein Freund nur für die finstere Oberschicht des Jahres 2067 arbeitet und diese will die Welt nicht mit Wissen von Morgen retten, sondern sich nur selbst in Sicherheit schaffen. Die eigentliche Maschine wurde, das wird mal kurz gerückblendet, von Ethans Vater erdacht, um seinen Sohn zu retten. Ein Gekloppe unter Freunden, ein Selbstopfer und ein hustender Reaktor folgen – und dann sendet Ethan im Moment der Oberschichten-Evakuierung einfach gesunde Pflanzen durch das verdammte Zeitportal und verhindert so deren Flucht in seine verwilderte Zukunftswelt.
Das Portal auf der Zukunftsseite wird gesprengt und unser angeschlagener Held torkelt zu den Ruinen zurück, aber dort steht nun eine futuristische Stadt, die sich dankenswerterweise nicht bis in seinen Dschungel ausgedehnt hat.
Fazit: Da war jemand sehr in sein cleveres Drehbuch verliebt gewesen. Man baut hier viele Fallstricke zum Thema Vorherbestimmung ein, aber wer so abgebrüht ist, sich noch heute ab und an TNG anzusehen, der wird hier nur lachen können. Tatsächlich kommt dieser Film über weite Strecken blutleer und öde daher – das Familiendrama rund um den Bau der Maschine macht es da nicht besser. Dass die herrschende Klasse von 2067 offensichtlich für den bösen Kapitalismus steht, ist dabei so platt, dass es einen nur noch ärgert.
Ein idiotisches „Zeitgerülpse“.
Origin Unknown (2018)
Das ist ebenfalls so eine günstige und vergessenswerte Produktion. Immerhin kann man mit der alten Galactica-Amazone Katee Sackhoff aufwarten, die sich, dass muss ich sagen, redlich bemüht. Im Kern geht es um sie NASA-Administratorin, „Mack“ Wilson die mithilfe der KI A.R.T.I.E. (genial dargestellt durch eine Art leuchtender Duschkopf) ein geheimnisvolles Artefakt untersucht, dass auf dem Mars entdeckt wurde. Der Film ist als Kammerspiel angelegt. Das wird aber immer durch krampfhafte Verbindungen zu einem Familiendrama mit ihrer Schwester zerklopft. Dabei ist das Konzentrierte eigentlich das Gute an solch Filmen auf engen Raum.
Somit hört man hier „2001“ an mehr als einer Stelle tapsen. Der tödliche Ausraster eines Roboters darf mittendrin natürlich auch nicht fehlen. Das Ende ist dann so bescheuert (und ich hatte schon so abgeschaltet), dass ich die reale KI von ChatGPT aktivieren musste, um es mir erörtern zu lassen. Dort heißt es:
„Am Ende von „Origin Unknown“ wird enthüllt, dass Mackenzie „Mack“ Wilson, die Hauptfigur, tatsächlich ein Klon ist. Die ursprüngliche Mackenzie starb bei einem Unfall während einer vorherigen Marsmission. Ihr Ehemann und ein Team von Wissenschaftlern hatten entschieden, sie durch einen Klon zu ersetzen, um die Wahrheit zu verschleiern und ihre Mission fortzusetzen.
Die Klon-Mack erfährt von ihrer wahren Identität und dem Zweck ihrer Existenz. Gleichzeitig wird klar, dass das mysteriöse Artefakt, das auf dem Mars entdeckt wurde, Teil eines fortgeschrittenen Experiments zur Schaffung von Künstlicher Intelligenz war. Die Klon-Mack setzt die Mission fort und trifft dabei auf moralische und existenzielle Fragen.
Das Ende des Films wirft somit Fragen zur Ethik der Klonforschung und zu den Konsequenzen von Entscheidungen im Zusammenhang mit menschlicher Identität und Technologie auf. Es verleiht dem Film eine unerwartete Wendung und regt zum Nachdenken über die Zukunft der Menschheit und die Risiken fortschrittlicher Technologien an.“
Rechts im Bild, eine bemühte Darstellerin, die aber sichtlich mit dem Aufwerten der Handlung überlastet ist. Links im Bild eine böse KI, wie man sie halt kennt und die sich gesittet unterhält, während sie Menschen umbringt. Leider hat man beides schon viel zu oft kombiniert.
Fazit(s): offenbar sind die Programmierer unserer KI wohlwollende Filmfans. Ich als Mensch fand es schlicht langweilig und albern.
Project Gemini (2022)
Kurz bevor man es in der Ukraine knallen ließ, ergab man sich dieser russischen Version von… so vielen Filmen. In Pot geht es um eine kapputtgeklimawandelte Erde. Ein russisches Team, dass über mysteriöse Technik verfügt, warpt mal eben in eine fremde Welt. Dann donnern Asteroiden auf das Schiff, man verlässt den kaputten Kahn mit einer Fähre und trifft auf der Oberfläche auf ein mordendes Alien.
Die eher kleine Fähre hat plötzlich unzählige Räume, der Kapitän wird zum Space-Putin und schlussendlich versanden die kümmerlichen Reste der Handlung dann in eine Liebesgeschichte mit Zeitreiseelementen, denn man war auf der Erde von Vorgestern. Im Vergleich hierzu ist der berühmte „65“ eine intellektuelle Festung!
„Verdammt, wir haben ein Alien an Bord! Oder eine Killermaschine! Womöglich aber auch Bürgerrechtler und Homosexuelle!“ Wer hier genau gegen wen kämpft ist unklar, denn alle beharken sich unentwegt gegenseitig. Dieses Bild passt daher gut zu ca. 75% des Films.
Nichts, aber auch wirklich nichts scheint hier zu funktionieren. Wie auch schon beim letzten Film wird hier so dreist von besseren Vorbildern geklaut, dass man sich auch in St. Petersburg dafür schämen müsste. Das ist umso ärgerlicher, da der Film rein visuell vieles gut macht. Die Weltallszenen sind gelungen, das Design funktioniert und die Gänge sind angenehm angeranzt. Da hätte man wirklich was draus machen können. Leider ist das Endergebnis so wirr und aberwitzig, dass es fast schon wieder Spaß macht.
Wer eine Trash-Granate sucht und wem es nicht stört, russische Kulturgüter zu konsumieren, der kann hier wirklich mal reinsehen. Mehr Blödsinn und dreistes Zugreifen (siehe wieder Ukraine) geht kaum noch.
Fazit: ein wahrer Geheimtipp für alle, die wissen wollen, wie man es nicht machen sollte.
Klapos Review zum Sch(r)ottfilm des Tages:
„Deep Star Six“
Endlich mal wieder ein Geheimtipp außerhalb des Lottouniversums (meine Kollegen kürzlich: „Tipp die 29! Die wird oft gezogen!“)… Dieses Werk aus dem Jahr 1989 war damals kein großer Erfolg – wird aber heute als klandestiner Guckhinweis gehandelt. Und wurde jetzt visuell neu aufgearbeitet.
Tja. Wir hatten ja damals nichts an Science Fiction… Also im Jahr 2023 jetzt!
Zum Inhalt:
– 20% „ALIEN“
– 10% „Das DING“
– 20% „The Abyss“ (kam im selben Jahr raus)
– 10% „Der weiße Hai“
– 40% B-Movie-Horror à la „Tremors“
Eine Gruppe höchst unterschiedlicher Charaktere aus dem Spektrum Alt bis Sexy schippert in U-Booten um ein paar Raketen am Meeresgrund herum – bis ein Monster aus einer Höhle in die Station kommt und alles unter Wasser setzt. Mit leichtem Blutgeschmack.
Und ich muss sagen: JAU! Der Film sieht an vielen Stellen erschreckend gut aus! Wasser spült die Schauspieler in einer Weise herum, die auch heute nicht besser (eher schlechter & greenscreeniger) aussieht. Funken rieseln in Qualitätskaskaden vom hochwertigen Setdesign, die Technik wirkt robust und glaubwürdig (genug), die Mission ausreichend dreckig und zugleich feuchtfröhlich.
Hier kann man nichts Negatives sagen.
Auch das Monster ist derartig hübsch organisch, dass man sich fragt, warum man es nicht ein paar Sekunden länger am Stück sieht. Auch beim kritisch gesichteten (= von mir hochgerechneten) 4K-Bild wirkt diese nasse Schleimigkeit absolut echt.
Wobei die Massivität des 7-Meter-Wesens etwas darunter leidet, dass es permanent durch winzige Kabinentüren schlüpft.
Allein das nimmt dem Film viel Glaubwürdigkeit, wenn die Charaktere wieder mal behaupten: „Es ist hier drin!“ Und man selber nur denkt: „Ja. Und zwar um deine Stirnregion herum“ (*Zeigefinger an Schläfe kreisen lass*)
„Oh Gott, es sieht zu gut aus! Macht es weg, der Greenscreen von DC und Marvel läuft vor Scham bereits rot an!“ – Da läuft einem das Wasser neben dem Munde zusammen: Das Urviech sieht man meist nur hektisch und verzuckelt. Dabei hätte sich die Premiumpuppe auch für ein atmosphärisches „Anpirschen“ geeignet. Ein Seil zum Ziehen hätte man doch auftreiben können?
Interessant ist, dass fast jede Szene toll daherkommt: Schauspielerisch, storytechnisch, optisch, akustisch. Ja, sogar die Frauenfiguren sind so stark, dass man sich fragt, wofür heutige Filme eigentlich oft gelobt werden möchten („Extrablatt! Erster Streifen mit einer Ärztin, die auch ballern kann!“).
Dennoch entsteht hier kein überdurchschnittliches Ganzes. Eher ein beeindruckendes Halbes. Das liegt vor allem daran, dass man etwas zu viel hineinprokelte – und die Gesamtstimmung irgendwie noch zu locker und positiv wirkt:
– Statt den Horror in den starken Bildern wirken zu lassen, wird zu viel geredet. „Auftauchen“ hier, „Unterwasser-Raketen sind schon toll“ da. Wobei man gleichzeitig wenig zu den kaltkriegigen Silvesterkrachern, den Vorgängermissionen oder über persönliche Hintergründe erfährt.
– Die plötzlich enthüllte Schwangerschaft ist ebenso ein Fremdkörper wie das Gebaren einer Nebenfigur, die im Wahn mal gerade den halben Ozeanboden wegsprengt („Stand im Handbuch. Ach neee, war die Rückseite einer alten VHS-Kasseette. Sooorry…“) oder versehentlich(?) einen Kameraden ersticht.
– Der Horror spitzt sich zu wenig zu. Trotz makelloser Effekte wiederholt man das Motiv „Unterhalb der Kniescheiben lauert ein Riesenviech im Wasser“ viel zu oft.
Fazit: 2,5 von 5 Sternen. Ein altmodischer Horrorfilm, der phantastisch handgemacht aussieht und somit mit „The Marvels“ den Boden aufwischt bzw. -schwemmt. Inhaltlich dümpeln aber zu viel Kraut und Rüben im Schwimmbecken.
Eine Fassung OHNE Dialoge (und z.B. nur wissenden Blicken) wäre der Hammer.
das bedenkliche ist, dass ich anhand der titel weiss, dass ich drei der hier genannten filme gesehen habe, aber mich weder an deren jeweilige story erinnern kann, noch sie anhand der reviews erkannt habe…