Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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„Star Trek – Lower Decks“ – 4.10 – „Old Friends, New Planets“

„Star Trek – Lower Decks“ – 4.10 – „Old Friends, New Planets“

Juchuuu! Eine Folge, in der die Grundstory die skurrilen Gags vorgibt – und nicht umgekehrt! Quasi wie es IMMER sein MUSS. Siehe eure Arbeitsstelle und Elternbesuche… – Klar, die Geschichte um eine gekaperte Flotte an fremden Raumschiffen ist inzwischen so frisch wie ein Raumspray „Marke Kurtzman“ („Einfach das alte Actionfilm-Zeug von 1995 verdampfen lassen – plus den Rauch von Explosionen drauf!“), aber die Verheißung eines epischen Staffelfinales hat mich dann doch aufhorchen lassen. Aber reichen gespitzte Hasenohren und eine verrammelte Bürotür für Bestwertungen bereits aus?


Antwort: Teilweise ja…

Schon weil die Geschehnisse um Nick Locarno – der Bruchpilot aus TNG – nicht die allerplumpeste Fan-Anbiederung darstellt.

Plump war aber die Tatsache, dass es auf Nicks Hauptschiff vor fremden Aliens nur so wimmelt. Die spielen jetzt einfach sein Spiel mit, weil sie vom heiligen Sankt Berman mal tendenziell als „böse“ festgelegt wurden – was ich gerade bei den coolen Binären für traurig halte. Warum nicht mal um solche Dinge eine größere, clevere Lore stricken?

(„Wir unterstützen den Widersacher nur, weil er uns vor eine binäre Wahl gestellt hat.“ – „Leben oder Sterben?“ – „Nein. Endlich die Pläne eines Quantencomputers bekommen oder nicht. Wir wollen uns doch auch mal weiterentwickeln, Leute!“)

Gerade Trekkies oder welche, die es wieder werden wollen, goutieren – oder googeln – solche Details ja vielleicht mal?

„Warum sich alle um mich scharen? Weil ich der neue Khan bin! Auch wenn ich nicht nie verstanden habe, warum ein alternder Fußballtorwart so verehrt wird.“ – Fast so wie in der TNG-Episode „Der Menschenmagnet-Sturm“: Lorcano stammt natürlich aus der Wesley-muss-weg-Geschichte namens „The First Duty“. Nur dass diese fast intime Folge heute nur noch als unsichtbarer Intimschmuck dient – um was ganz anderes zu erzählen.

Leichte Schwächen gab’s zudem im Mittelteil.

Nein, nicht in DEM üblichen Mittelteil (*unter die Gürtellinie zeig*), sondern in der Mitte der Episode.

Dass Mariner überhaupt nicht von Nick „umgedreht“ wurde, um ebenfalls bei ihm mitzuspielen, war relativ klar. Und das schwächt einen Bösewicht dramaturgisch, wenn man mitten in dessen Zentrale ALLE Wachen austricksen und mit der Megabombe davonlaufen kann. Klar, der Begriff „Lazy Writing“ bietet sich bei einer Parodie-Serie nicht an, aber andererseits … vielleicht dort sogar besonders?

Da muss ich mit meiner persönlichen Erwartungshaltung noch mal ergebnisoffen ins Gericht gehen.

(*Sparkiller von den Kerkerketten losmach – und gegen eierlegende Wollmilchsau austausch*)

Auch die nächsten Elemente wie z.B. das „Trynar Shield“ für ein ganzes(!) Sternensystem fand ich eher unlustig und übertrieben. Auch hier sollte das vermutlich so sein, aber da man immerhin 10 Episoden auf diese Folge hingearbeitet hat, erwartete ich irgendwie MEHR als irgendwas, was einem braun & schmierig aus dem Hosenbein rausgekullert kommt. („Ta-daaa! Ich bin ein Zauberer! Eben war meine Hose noch leer!“)

Mariners Weltraum-Jagdszenen waren dann ja wieder gaaanz nett, würden von mir aber auch nicht zu einem zweiten Date eingeladen werden.
Okay, vielleicht doch… Wegen der netten Orchestermusik. Aber man will ja seine Positivpunkte auch nicht total verzweifelt zusammenkratzen?

(„Oh Gott, sie halten mich nach 20 Jahren Reviews sonst für jemanden, der immer meckert?! Schnell, das Sound-Design und die Stunts loben!“)

Meine gleiche Gleichgültigkeit gilt für die abgestandene Idee, dass die Orioner-Truppe sich der Cerritos anschließt, wenn man im Zweikampf genug muskulöse Grünlinge erledigt. Was natürlich auch nicht „standardmäßig“ passiert – Stichwort Geflügelallergie – am Ende aber langweilte. Und die Episode in die Länge zog.

„Ihr müsst uns helfen. Ohne euch ist der Quadrant verloren!“ – „Warum fragt ihr nicht ein anderes Volk? Vulkanier oder so?“ – „Das Trek-Universum wieder auf 10 Quadratkilometer anschwellen lassen? Das ist doch … unlogisch.“ – Pokerspiele: Hier verliert man fast dauerhaft sein Schiff an Gangster. Bis auf die andere Steueridentifikations-Nummer besteht aber kein großer Unterschied.

Erwähnte ich eigentlich schon, dass ich die Prämisse „Alle Aliens begehrten auf, weil sie von ihren Captains unterdrückt werden“ für einen leichten Rückschritt in der Serie halte? Wie oft kommt denn noch die „Seitdem die Replikatoren besser werden, muss man den Niedriglohnsektor halt schlechter bezahlen“-Denkweise hoch?

Auch der alte Gag mit Mark-Twain-Kostümen auf dem Holodeck wird wieder ausgegraben, gefolgt von Romulanern und Ferengi, die sich streiten, ob sie ihre sprichwörtliche Hintertriebenheit (Gähn) nun freiwillig ODER unfreiwillig in den Dienst eines anderen Hintertriebenen stellen.

Ein Gag-Konstrukt, das bei Lower Decks schon so oft aufgespannt wurde, dass dessen Zeltstangen schon ganz blankgerubbelt sind.

Ich gebe zu, dass das Ende so flott war, dass man sich kaum langweilen konnte: Die Bombe mit Paywall, die wenigen Sekunden von Mariners (zehnter?) Selbsterkenntnis, dazu das episch zerdepperte Kraftfeld, das Selbst- und Fremdlob nach alter DISCO/SNW-Tradition („Wir sind so was von geil!“ – „Ja, man wird Gedichte davon verfassen, wie wir uns selbst in Liedern besungen haben!“) und der übliche Staffel-Cliffhanger um Tendi, die einfach mal wieder zu den Piraten überwechseln soll.

Warum eigentlich? Damit man am Anfang der nächsten Staffel wieder ein paar Szenen zeigen kann, die eine übergreifende Handlung vorgaukeln?

(„Genug mit Humor piratisiert. Ich komme zurück, fahrt schon mal die Warpkern-Gags hoch!“)

„Verdammt. Jetzt haben sie mich rausgeworfen. Dabei habe ich doch nur gesagt, dass der Kaiser keine Kleider anhat. Weiß selbst nicht, was das bedeutet.“ – Humor ist, wenn man trotzdem mitfiebert: Hier wird angeteast, dass diese Trennung nur Teil eines großen Planes ist. Was bei dieser Serie nur eines heißen kann: Wir sehen bald Beverly Crusher auf einem Wurmloch davonreiten!


Fazit:

Irgendwie fühlen sich auch die Staffelabschlüsse inzwischen wie Routine an:

Einen eeetwas größeren Bösewicht als sonst (= real statt holographisch), ein paar auffällige Soundtracks („Mutti, kannst reinkommen. Es ist wieder 1982!“), ein paar nette Weltraumeffekte und der übliche Verweis auf Mariners Hirnrissigkeits-Langzeit-Heilung (immer an klingonischen Feiertagen klar im Kopp?) und schooon können alle Trekkies – zurecht – darauf verweisen, dass das hier die allerwitzigste Trek-Serie aller Zeiten ist.

Und zurecht die beste seit 2017.

Aber sind wir ehrlich: Ohne Trek-Lizenz wäre das hier so unbekannt(?) wie die Trickserie „Final Space“.

Wobei… DIE sieht hier sogar richtig toll und emotional aus?

Könnte man ja bei Lower Decks auch mal versuchen. DAS wäre mal genau MEIN Humor!

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

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Artikel

von Klapowski am 04.11.23 in Star Trek: Lower Decks

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Kommentare (12)

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  1. Trekritiker sagt:

    Das „Lower-Decks“-Konzept gefällt mir eigentlich ganz gut. Die erste Staffel war davon für mich irgendwo die Stärkste – vielleicht weil es neu war.

    Mariner, Boimler, Tendi und Rutherford finde ich dabei als Figuren ganz symphatisch – Mariner war mir dabei allerdings anfangs auch noch wesentlich lieber, später wurde sie einfach zu „drüber“ charakterisiert.

    Problem für mich ist hier eher: Staffel 4 und ich finde, die Sache hat sich jetzt schon ziemlich verschlissen. Aber was heißt eigentlich 4 Staffeln? Jeweils 10 Folgen á ca. 23 Minuten… Macht also 5 „normale“ Episoden. Das mal 4 – da kommen wir also bei 20 Folgen „alter Länge“ der TNG-Folgen raus. Oder auch: Bei einer Staffel. Dafür haben wir die Figuren an sich schon ganz gut kennengelernt finde ich. Vergleiche ich das mit Discovery, wo ich nach 4 Staffeln manchen Namen der Brückenbesatzung nicht kannte… Ist bei LD zwar auch so, aber da gehts ja nicht um die Brückencrew.

    Von daher: Wird schon irgendwo für mich viel richtig gemacht… Aber für weitere Staffeln dürfte das Konzept mal etwas überarbeitet werden – vor allem ruhiger.

  2. Ferox21 sagt:

    Lower Decks hat mich leider nicht abgeholt. Ich habe der Show jüngst eine zweite Chance gegeben, aber das ist einfach nicht meins.

    Mal was ganz anderes:

    Wird es auch wieder eine Rezension zum neuen Asterix Band geben? Wäre doch schade, wenn ihr hier mit der Tradition brechen würdet… ;)

  3. Bergh60 sagt:

    tach auch !

    Die Folge war schon ganz gut.
    Den Gag mit : Sieht der nicht aus wie Tom Paris ?
    hätte ich ohne den Schnipsel in der Rezension nicht verstanden. Daher kamn also
    Nick Locarno. Also war das Fanservice für die Leute die mit dem Alpha Wiki unter dem Kopfkissen schlafen.

    Mir hat es gefallen.

    Das beste Trek, ws wir im Moment bekommen können.

    Ich möchte wirklich mal eine TuVix aus T’Pkling und Mariner sehen. Das wäre lustig.

    Gruß BergH

  4. Thomas sagt:

    Eine Steamrunner…

    Mehr sage ich dazu nicht. Das einzige Trek, was man sich zur Zeit anschauen kann.

  5. Trekritiker sagt:

    Die alte Enterprise ist wieder da!
    Nein, nicht als Serie! Aber das Ur-Modell – das Schiff aus dem Vorspann der TOS-Serie.

    Zumindest, wenn die News echt und das Modell keine Replika ist:
    https://winfuture.de/news,139460.html

  6. frank sagt:

    wo bleibt eigentlich die kritik zu 5.01 & 5.02?

    • Klapowski sagt:

      Guckt ihr etwa immer noch dieses Star Trek?

      Ich hatte in den letzten Monaten jedenfalls die Vision, dass man Zukunftia etwas umbauen müsste: weniger Trash-Remakes, dafür mehr moderne und alte Filme, die wirklich den aufrüttelnden SF-Gedanken LEBEN. Mehr Indie, mehr Quatschi, mehr Oldie.

      Wenn man den SF-Begriff eeetwas weiter fasst, kommt ja jedes Jahr doch etwas mehr raus, als man denken mag.

      Und nein, damit meine ich nicht das Wort „Multiversum“ bei Marvel.

      Was „Lower Decks“ angeht: Dazu mache ich bestimmt „bald“ was. Aber zum ersten Mal seit Jahren habe ich moralisch kein Problem damit, das aufzuschieben.

      Antworten
    • G.G.Hoffmann sagt:

      Du hattest in den letzten Jahren MORALISCHE Probleme, Star Trek Reviews aufzuschieben??

      Ich habe bei mir bemerkt, dass ich insgesamt gnädiger auf Serien und Filme schaue, wenn sie nicht mehr brandaktuell sind, sondern schon einige Jahre alt. Das gilt auch für Star Trek. Seit einigen Monaten schaue ich quer durch alle Serien (außer Discovery) zusammenhanglos Folgen an, auch solche, die als schlecht gelten oder ich gar nicht mehr in Erinnerung habe. Und es gibt erstaunlich viele Episoden von TOS bis ENT, bei denen ich allenfalls einige Szenen wiedererkenne, die man aber ganz neu entdecken kann. Fand die bislang alle unterhaltsam und inhaltlich ansprechend. Vielen Folgen von TOS, DS9, VOY und ENT kann ich heute mehr abgewinnen als damals.

      Die Enttäuschung über lang erwartete neue Serien-Episoden und Filme scheint mir manchmal übermäßig groß und mit etwas Abstand oftmals nicht gerechtfertigt. Wenn das Neue zum Alten wird, fällt das Urteil vielleicht etwas milder aus. Es ist ja auch nicht so, dass damals auf dieser Seite die letzten VOY-Staffeln und ENT hymnisches Lob geerntet hätten, heute aber schon fast als Gold-Standard aus der guten alten Zeit gelten. Und im Vorgänger-Forum dieser Seite hat man an DS9 kaum ein gutes Haar gelassen („Kriegs- und Gewaltphantasien, Mord- und Totschlag, esotherischer Unsinn! Das hat Roddenberry nicht gewollt!“), während heute insbesondere die 4. bis 6. Staffel zu den Highlights des ganzen Star Trek Franchise zählen.

      Gerne läse ich hier mehr von alten und neuen SF-Serien und -Filmen jenseits von Star Trek, aber durchaus auch noch nicht besprochene Star Trek Episoden aus der Zeit vor 2001, vielleicht auch die ein oder andere Neu-Bewertung bereits früher reviewter Folgen. Hat sich an der Bewertung durch Zeitablauf etwas geändert? Hat man heute einen anderen Blickwinkel auf die Episoden? Findet man einst verrissene Folgen heute vielleicht sogar ein bisschen gut?

      Antworten
    • Serienfan sagt:

      „Mehr Indie, mehr Quatschi, mehr Oldie.“

      Die Frage ist doch: Gibt es diese Art von „Indie“ und „Quatschi“ heute noch?

      Gibt es sowas wie früher die Filmserials „Flash Gordon“ oder „King of the Kongo“, die dann später zu Filmen wie „Star Wars“ oder „Indiana Jones“ führten? Etwas, bei denen Filmemacher wie George Lucas oder Spielberg sagten: Ich sehe die Idee, aber ich mache es besser!

      Aktuell werden Filmemacher durchaus von früheren Klassikern „inspiriert“, aber sie erzeugen müde Abklatsche und überteuerte Fanfilme. Zu kostspielig, um trashig zu sein, aber eben im Ergebnis so grauenvoll „uninspiriert“, um sehenswert zu sein.

      Es heißt ja, das sich ausdehnende Universum würde irgendwann wieder schrumpfen. Vielleicht gilt dies auch für die Kunst, und es ist das, was wir aktuell erleben.

      Ich sehe jedenfalls nur noch belanglose Rückentwicklungen, die es noch nicht einmal wert sind, sich darüber lustig zu machen.

      Antworten
    • Bolleraner sagt:

      Es wäre doch mal interessant zu ermitteln, wann und wieso das genau passiert ist.

      Ich halte die 00er Jahre z.B. für einen absoluten kreativen Höhepunkt der Serienkultur.

      Den Grund sehe ich in der Einführung der DVD und des Streamings (Netflix in den USA, kino.to in Deutschland), die es mit Serien wie 24 und Lost ermöglichten, folgenübergreifende Geschichten zu erzählen.

      Das funktionierte bei 24, Prison Break und Heroes genau eine Staffel lang, bei Lost und Nip Tuck sogar über drei.

      Interessanterweise sind bei Lost die besten Staffeln vor dem Autorenstreik entstanden. Staffel 4 war dann genau aus diesem Grund schlechter und auch kürzer. Die Zeiten von über 20 Episoden pro Staffel waren vorbei und man meinte, sie haben sich in ihrer eigenen Story verrannt (Lost, Nip Tuck), oder sie wiederholten einfach nur das Erfolgsrezept von Staffel 1 (24, Prison Break, Heroes) und lutschten es aus.

      Fast hatte man geglaubt, dass es das nun wieder gewesen sei mit Serien und man richtete sich, wie in den Jahrzehnten zuvor wieder -wie die Jahrzehnte vorher- nach dem IQ-Durchschnitt der amerikanischen Zuschauer.

      Bis dann GoT um die Ecke kam und alle eines Besseren belehrte. Diese wiederum gerieten am Ende in Hektik, weil die Geschichte noch nicht fertig war. Sicherlich war es eine marktwirtschaftliche Entscheidung, die Serie trotzdem zeitnah zu irgendeinem Ende zu führen und aus dieser Warte betrachtet auch richtig. Die Kreativität blieb aber auf der Strecke.

      Liegt es also wieder einmal am alten Konflikt Geld versus Kreativität? Ich würde sagen ja. Allerdings scheinen die Bedingungen für Autoren und Schauspieler früher, ähnlich wie bei Wrestlern, schon ans Menschenverachtende gegrenzt zu haben. Vielleicht war aber genau das der Schlüssel für kreative Höchstleistung?

      Mit Sicherheit ist das viel zu kurz gedacht, aber vielleicht ist da ja doch ein Quäntchen Wahrheit dran und wenn ihr meine Suggestivfragen oben mit „ja“ beantwortet, seht ihr das auch so!

      Antworten
    • G.G.Hoffmann sagt:

      Ich sehe das ebenfalls nicht so kulturpessimistisch wie Serienfan. Es gab auch früher viel Schrott im Film- und Serienbereich. Heute gibt es noch weitaus mehr Schrott, was naturgemäß (auch) am viel größeren Angebot liegt. Selbst der eifrigste Film- und Seriengucker kann ja heute, wenn er über so etwas wie einen Beruf und ein Sozialleben verfügt, nicht mal ansatzweise alles schauen, was angeboten wird, sondern nur einen winzigen Bruchteil.

      Selbst in den 60er bis 80er Jahren war das Serienangebot trotz deutlich weniger Sendern bereits so groß, dass man die meisten nicht mal vom Namen her kennt. Heute werden dann immer die gleichen 20, 30 oder von mir aus auch 50 Serien als leuchtende Beispiele für damalige Originalität und Kreativität genannt, aber nicht die 300 Schrottserien, die zurecht in Vergessenheit geraten sind.

      Dabei war es damals deutlich leichter, originell und kreativ zu sein, da vieles zuvor nie zu sehen gewesen war. Heutige Serien- und Filmemacher haben es deutlich schwerer, nach tausenden Serien und zehntausenden Filmen noch etwas auf die Beine zu stellen, von dem der gesättigte Zuschauer nicht sagt: „Gähn, schon 100 Mal ähnlich gesehen.“

      Dennoch schaffen es in jedem Jahrzehnt einige Produktionen, etwas Neues zu schaffen, das viele Zuschauer bindet und sich vielleicht sogar in der Rückschau als Kult und Maßstab etabliert.

      Antworten
    • Serienfan sagt:

      „Heute gibt es noch weitaus mehr Schrott“

      Das bezweifle ich sehr.

      Im Videothekenzeitalter wimmelte es vor Schrott. Es gab Trash-Filme, die extra für Videotheken produziert wurden. Die Firma Cannon überschwemmte den Markt mit zweitklassigen Actionreißern.

      Das Problem ist und war nie der Schrott oder der Trash, so wie die Imbissbude an der Ecke nie eine Gefahr für die Esskultur war.

      Das Problem ist, dass die Kultur von so einer Art Generation aus kulturlosen Neureichen übernommen wurde, die alte Paläste mit teurem Kitsch verschandeln, während sie selbst weder über Geschmack, Kultur noch künstlerischen Ehrgeiz verfügen.

      Filme wie „Venom 3“ sind dann am Ende das, was das Restaurant im Film „Demolition Man“ war. Taco Bell (bzw. Pizza Hut) als Nobel-Franchise mit überteuertem Billigfraß, bei dem es weder Trash-Fun noch Niveau gibt, wo das Essen in einer Art „all you can swallow“-CGI-Maggi-Soße ertränkt wird.

      Letztlich also Filme, bei denen sogar Klapo der Spaß am Lästern vergeht.

      Antworten

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