„Star Trek – Lower Decks“ – 4.07 -„A Few Badgeys More“
Wie kommt das eigentlich, dass ich jede Folge irgendwie okay finde, mich aber überwinden muss, sie zu schauen? Und EUCH mit diesen Reviews ebenfalls dazu nötige? („3 Gags waren gut! Bitte Zeit nehmen, eine halbe Stunde früher nach Hause kommen und das Kind/die Rollade NICHT wickeln.“) Auch diesmal bin ich so ambivalent wie Kollege Sparkiller bei der Wahl seines Lieblings-Chefredakteurs: Alles ist nett und bunt, aber am Ende will ja keiner mit einer Clownsmaske zum Vorstellungsgespräch gehen, um die eigenen Stärken hervorzuheben. – Sparkiller? Wo bleibt das 4K-Upscaling von DS9, das ich vor Jahren bei dir bestellt habe?
– Liegt es an Figuren wie Badgey, die in Ihrer offensichtlichen Doofigkeit kultig sein sollen, am Ende aber den Charme eines 80er-Jahre 8-Uhr-morgens-Cartoons verströmen? „Harrr, wir haben Spaß – aber am Ende werdet Ihr auf diesem sadistischen Abenteuer sterben!“ – Das hat man doch wirklich oft genug gesehen.
– Dazu kommen Anfangssequenzen wie die mit den Binären (TNG, Staffel 1), während Boimler und Co. irgendwas Chaotisches auf dem Schiff anstellen. Ja, die Gags selber sind halbwegs neu, aber WANN, WIE und WARUM sie kommen, wiederholt sich so uhrwerkig, wie man es in (verkannten) Premium-Werken der Trek-Geschichte (TNG, Staffel 1) niemals getan hätte.
– Den Exobot Peanut Hamper hatte ich schon wieder vergessen. Dass der in einer Nervenheilanstalt für KIs untergebracht ist, ist zwar witzig (da schreiben sich die Gags schließlich von allein), aber gab es so ein ähnliches B(u)ild nicht schon mal? So ein Bisschen schmort diese Serie auch bereits im eigenen Saft. So ranzig und unsaftig er oft auch wirken mag.
„So, Mister Bassbox… Sie bekennen sich also schuldig, auf einer Party über 70 Dezibel laut gewesen zu sein, obwohl Totensonntag war?“ – „Ja, aber das Tanzverbot habe ich eingehalten!“ – Wenn dies eine deutsche Serie wäre: Weiterhin spielt LD mit den Regeln und Geboten der spießigen TNG-Ära. Oder, wie NEUE Zuschauer unter Zwanzig sie nennen würden: „Reg… – Was?“
– Ein bisschen schade auch, dass sowohl Peanut als auch die quatschende Boombox (woher kennt man die eigentlich? Unvergessliche Kult-Folge?) auch weiterhin „böse“ sind. Was auch immer das für Kategorien sein sollen. Da geht ja selbst im Trickfilm-Genre mehr! („Ich bin nicht böse, ich will mich nur … mit euren Babys umgeben. Sooo süß und knuffig!“)
– Zugebenen, manches ist trotzdem unterhaltsam: Badgey teilt sich in zwei Hälften, weil er von Rutherford umarmt wird und nun im Zwiespalt steht, während der gefesselte(!) Supercomputer bei Boimler einfach Drohnen aus seiner Rückseite herausphasern lässt. Das sind alles immer so grafische(!) Einfälle, bei denen man neid- und fremdschamlos anerkennen muss: Mit 95% weniger Gags und einem konkreten Auftrag könnten die glatt ein GUTE Realserien-Episode schreiben. Comedy ist ja bekanntlich schwerer als ernsthafte Unterhaltung.
(Wobei Letzteres seit Kurtzman lächerlich einfach zu reparieren wirkt)
– So betrügen/verwirren sich all die KIs dann gegenseitig, entführen Boimler für 5 Minuten, träumen von Unterjochung und probieren sadistische Ansprachen über die Lautsprecheranlage. Ein ganz normaler Schulalltag also.
– Hier sabotiert man sich selber, indem man den Fokus ständig auf mehrere Gegenspieler verschiebt. Und OHNE Fiesbolde geht es ja generell nicht…? Wieso kann eigentlich sogar „South Park“ Episoden erzählen, in denen KEINER wirklich gemein wirkt – und es manchmal sogar eine clevere Schlussansprache erlebt? Ein Versehen oooder einfach bessere Autoren?
– Statt Badgey z.B. einfach „gut“ werden zu lassen, muss natürlich ein noch fieserer Gegenspieler abgespalten werden. Hier klebt die Serie an ihren zynischen Errungenschaften wie ein Voyager-Autor an seinen Holodeck-Drehbüchern. Aber okay, das passt ja schon wieder zu der Gesamtausrichtung des Franchise…
(„Wenn ich keine ‚Section 31‘-Serie bekomme, lasse ich meine Domina in Zukunft die Namen des Paramount-Aufsichtsrats rufen – während sie MICH auspeitscht, buhuuuu.“)
Das zieht sich dann sogar durch den erneuten Gag, dass auch noch ein dritter Logik-Avatar rausplumpst. Was dann den gammeligen Gag fast wieder bricht, da ein mittelmäßiger Gammelgag den wieder aufbricht. Noch so ein geniaaaler Wertungsbooster-Schachzug, mit dem diese Serie die Welt erobeeern wird, muhahahaaa!
„Wir zerteilen einfach unsere Persönlichkeiten, bis diejenige übrig ist, die in Fußgängerzonen immer VOR anderen Leuten stehen bleibt.“ – „Und die foltern wir dann?“ – „Exakt!“ – Alle Einzelkinder haben den Gag mit dem „Teilen“ nicht kapiert: Durch Sequenzen wie diese ist die Folge keine Sekunde langweilig. Andererseits… Wie viele dieser Sekunden würdet ihr einer NASA-Sonde mitgeben, um das kulturelle Gedächtnis der Menschheit im All zu bewahren?
Das Ende ist dann schon eher mein Geschmack: Badgey lädt sich in den Subraum hoch und wird quasi allmächtig. Erkennt aber sofort, dass er etwas Sinnvolles mit dieser Macht anfangen sollte – und zieht weiter. Schnief… Für 10 Sekunden habe ich erkannt, dass die Autoren das alte Star Trek wirklich lieben!
Zumindest bis zu der vertraglich vorgeschriebenen Relativierung, aber immerhin… Allein die Musik triggerte verschüttete Zuschauergedanken: „Ja, erkundet das Multiversum, neue Lebensformen und digitale Geistwesen auf Antimaterie-Basis! Wie schwer kann es denn sein?! Macht hieraus einfach eine zweistündige Episode und fangt JETZT an! (Realschauspieler mit normalen Haarfarben werden von Zukunftia.de gestellt)“
Aber klar, am Ende hängt man weiterhin in einer Trickserie ab, was einem danach – natürlich – wieder bewusst wird.
Endgag. Endspruch. Endcredits.
Endhoffnung.
Auch wenn „Strange New Worlds“ in seinen besten Minuten kleine Ächt… Achtungserfolge mit kopierten Alt-Tugenden gelingt, so ist das humorarme Erforschungs-Trek früherer Tage weiterhin nur ein Witz von Parodie-Hologrammen.
Ein Wegschmeißer zwischen Weltbeherrschungsideen und selbstironischen Gags zu Boimlers Haarfärbemitteln. Und gerade DAS fällt bei soliden Episoden wie diesen immer wieder auf.
(*Mit beiden Fingern Augapfel eindrück, um irgendwie noch neue Tränen zu finden*)
Fazit:
So solide auch diese Sternewertung am Ende wirkt: Irgendwie macht all das … traurig?
Die Popkultur verschwendet UNSERE wertvolle Lebenszeit mit Okay-Späßen und Okay-Anspielungen, produziert aber SELBER wenig, was in 30 Jahren parodiert werden könnte.
Außer vielleicht die Tatsache, dass Disney und Paramount ihre Kult-SF mal als reine Nuckelzitze (mit buntem Strohhalm drin) betrachteten?
Kann natürlich sein, dass wir dann eine Parodie erleben, in der Badgey wieder aufgegriffen wird (realistischer: bereits in Staffel 6 von LD), aber dieses ganze Inzest-Ding ist so krass geworden, dass sich sogar Jamie und Cersei Lennister angeekelt abwenden.
Natürlich nicht, ohne vorher über die gelungenen Schlussmomente dieser Episode abzuschmunzeln.
Am Schluss wurde eine sehr wichtige Frage aufgeworfen: was von den heute produzierten Serien und Filmen werden wir in 30 Jahren kultig finden können? Was wird bleiben? Wobei wir ja auch heute meist nur 1% der früheren Produktionen hinterhertrauern, während das meiste zurecht in Vergessenheit geraten ist (* kündigt Mitgliedschaft im Trio-mit-vier-Fäusten-Fanclub *).
Gibt es Filme und Serien aus den letzten 10-20 Jahren, die das Zeug haben, Kultstatus zu erlangen?
Mein 13-jähriger Sohn meinte neulich, ihm gefielen alte Filme besser – und meinte damit 80er/90er-Filme – als heutige Produktionen und er glaube nicht, das viele heutige Filme Klassikerpotenzial hätten. Ist das so?
Gefühlt wird Superman 78 noch in 30 Jahren mehr kulturelle Relevanz haben als die gesamte Reihe des MCU, die mir eher wie ein Massenevent ihrer Zeit erscheint. Wir werden die Filme nicht vergessen – die Reihe bleibt fix in der Kulturgeschichte verankert -, aber wir betrachten sie eher wie alte Folgen von „Wetten dass“, also gar nicht oder als Clips in total futuristischen Retroshows.
Die Klassiker der Zukunft verorte ich eher in Filmen, die völlig an der Masse – und womöglich auch an uns – vorbeigingen und die neu entdeckt werden.
Das (von GGH schlechtgemachte *hüstel*) Original-Trek bleibt ein Klassiker, das (von GGH hochgejazzte *hüstel*) JJ-Kurtz-Nu-Trek wird innerhalb des Fandoms glorifiziert werden (weil noch schlechteres nachkommt oder gar nichts mehr; ich muss also GGH zynischerweise aber doch teils Recht geben), vom Rest der Welt vergessen sein. Nur irgendwelche Holo-News-Redakteure werden nach Schnellsuche Bilder von Michael Burnham für „Captain Kirk mit Toupet“ halten.
Apropos, wart ihr dabei, bei der Versteigerung? Geht mir nicht aus/f dem Kopf. 13.750 Dollar für Kirks Toupet!
Gefragt war nach Filmen und Serien der letzten 10 – 20 Jahren und einem möglichen Kultstatus, an Abrams oder Kurtzman wird GGH dabei mit Sicherheit nicht gedacht haben.
Herr der Ringe?
Avatar?
Game of Thrones?
Ganz aktuell natürlich Barbie.
Von den MCU Filmen wird nichts bleiben.
Herr der Ringe auf jeden Fall. Die Bücher waren schon lange vor den Filmen populär und die drei Peter Jackson Filme sind so nah an der definitiven Verfilmung und so zeitlos, dass ich hier auf jeden Fall von Kult sprechen möchte.
Harry Potter würde ich auch noch einwerfen. Hier hat die Reihe den ersten Generationenwechsel doch recht gut geschafft, und die 7 Bücher plus die recht guten Filme sind doch relevanter geblieben als ich mal gedacht habe. Da konnten auch die späteren, eher schwachen Ergänzungen der Reihe wenig ausrichten.
Avatar ist sicher relevant wegen des unglaublichen Erfolgs beider Filme. Allerdings gab es den Na’vi Hype gefühlt auch nur nach dem ersten Film, Avatar 2 verschwand trotz des großen kommerziellen Erfolges doch recht schnell wieder von der Bildfläche.
Game of Thrones wird mit den ersten 4 Staffeln als ein Meisterwerk in die Seriengeschichte eingehen. Der maue Abschluss der Serie mag den Kultstatus aber ein wenig eingetrübt haben. Hier würde ich noch ein paar Jahre warten, wie es sich entwickelt.
Barbie ist mir noch zu frisch, um schon von einem Kultfilm zu sprechen. Das Spielzeug an sich ist aber absolut ins kulturelle Gedächtnis der westlichen Welt eingegraben – ohne Frage.
„Gefragt war nach Filmen und Serien der letzten 10 – 20 Jahren und einem möglichen Kultstatus, an Abrams oder Kurtzman wird GGH dabei mit Sicherheit nicht gedacht haben.“
Ah. Sind ja keine Serien und Filme der letzten 10 – 20 Jahre und dies ist keine Seite, die sich genau um diese Nicht-Serien und -Filme dreht. Sorry, mein Denkfehler.
„Game of Thrones wird mit den ersten 4 Staffeln als ein Meisterwerk in die Seriengeschichte eingehen.“
Sehe ich auch so – und dass die zweite Serienhälfte und das ausgesucht miserable Finale den Kult nachhaltig zerstörte.
An Barbie glaube ich nicht so. Dem könnte der Zeitgeist entwachsen. Eher an Oppenheimer.
Herr der Ringe wiederum ist schon 20 Jahre her (!) – der Kultstatus ist ohnehin längst bestätigt (auch wenn der Herr mich nicht so juckt).
Es ist wohl immer schwer abzuschätzen was hängen bleiben wird.
Kultfilme sollten wohl sehr bekannt sein, Stilprägend (zumindest in Teilaspekten) gut sollten sie auch sein und Genrefilme haben vermutlich einen Vorteil.
Mir fallen folgende ein:
the dark Knight
John Wick
Inception
Joker
cabin in the Woods
mehr oder weniger alles von Quentin Tarantino
Mad Max Fury Road
eternal sunshine of the spotless mind
Arrival (wobei das ein bisschen Wunschdenken von mir ist)
Pans Labyrinth
wo bleibt eigentlich die kritik zu 4.08?