„Hancock“ Review – Hans cock in die Luft
Ich bin sehr, sehr traurig. Sehr traurig. Unglaublich traurig. Frische-Witwen-neidisch-mach-traurig. – Wie? Oh, ihr seid ja schon da! Entschuldigt, wenn ich meinen Kopf nicht von der Schreibtischunterlage nehme, aber die Unbill des Kinolebens haben jegliche Energie aus meiner inneren Mitte gesogen, wie es mir mein Heilpraktiker erklärt hat… Denn Will Smith, seines Zeichens Hoffnungsträger für Kinokassenmanufakturen und alle Scientology-Pressesprecher, hat es diesmal einfach mächtig versemmelt. Aber lest es doch jetzt einfach selbst. Ich selber kann’s leider nicht. – Denn ich bin traurig… Soooo traurig…
Oh, was war ich freudig. Sooo freudig! – Und so voller Erwartung!
Doch leider, und das sage ich mit einer ehrlichen Träne im Knopfloch, ist Willi Schmidts neuer Film über weite Strecken einfach unerträglich. Dabei ist es gar nicht so sehr die Story, sondern die Kameraführung, die ich eher mit Kamera-ENTführung titulieren möchte. Irgendwer scheint es da nämlich auf den Kasten abgesehen zu haben, ja, vermutlich haben sogar auf beiden Seiten des Bildauschnitts irgendwelche Irren an dem Teil gerüttelt und gekämpft! – Dazu kommen die unsäglichen Nahaufnahmen der Köppe, die rütteltechnisch oftmals so aussehen, als hätte man eine Bowlingkugel auf dem Weg durch einen Monsterflipper gefilmt.
Wahrscheinlich wollte man einfach unglaublich „independent“ aussehen und die Zerrissenheit der Figur über die stoßweise Abstoßung des Augenkörpers des Zuschauers transportieren. Irgend so ein „Was macht eigentlich der Kameramann von Cloverfield?“-Scheiß halt. Und ich untertreibe nicht, wenn ich schon jetzt andeute, dass allein das kindische „Daneben ist auch (klasse) vorbei“-Draufhalten die Endnote um mindestens einen Notenzähler in den Keller gejagt hat…
„Hä? Wie? Was?! Was ist das denn für ein Film? Glatte Celluloid-Pfirsichhaut? Klar definiertes Oben und Unten? Ich suche hier Hancock-Screenshots für meinen Artikel, nichts anderes!“
„Ah, schon viiiel besser! Ja, genau so hat er ausgesehen, Herr Polizist! Hatte drei Tage Kopfschmerzen nach der Begegnung mit dem Kerl! Ich hoffe, visuelles Schütteltrauma geht als schwere Körperverletzung durch?!“ – Will „Wackel“ Smith: Klar, dieses Bild entspricht natürlich nicht GANZ der Kinorealität. Aber Satire ist nun mal ein Medium der Über- und der Untertreibung. – Und wenn ich weniger untertrieben hätte, hättet ihr auf diesem Foto ja GAR nichts mehr erkannt…!
Nebenbei bemerkt: Solche Dinge sind dann auch weiterhin Motivation für mich, Rezensionen zu alten und neuen und sogar STEINALTEN Filmen zu verfassen! Es kann ja nicht wahr sein, dass so manches Starautor-Review solche grundlegenden Patzer nicht bemerkt und sich über Storybögen auskotzt, die ich gar nicht gesehen habe, da schwindelig über der Cinestar-Toilette hängend. Schlechter Schnitt und blödes Bild sind bei einem optischen Medium – zumindest, wenn das Budget des Films leicht für die Anschaffung einer viel BESSEREN Webcam gereicht hätte – einfach unverzeihlich! Auf diesen Punkt kann ich gar nicht genug eintreten und dabei in sinnlosen, monotonen Wiederholungsphrasen versinken! Daher mal ein Kompliment an die Jungs von Filmstarts.de, die als einzige einen gewissen visuellen Durchblick zu haben scheinen, der über eine beschlagene Sonnenbrille hinausgeht.
Überhaupt wirkt das ganze Bild schmutzig, grieselig und farblos. Warum? Muss man einem Blockbuster-Buster-Jahresevent, das mit Trailersprüchen wie „Es ist nichts Sexuelles, vielleicht ein anderes Mal!“ wirbt, den Anstrich von isländischer Kunstfilmunterhaltung für akut Budgetgestörte geben? Wenn ich Popkornkino will, erwarte ich einfach anderes. So wie ich auch nicht in die Bäckerei gehe und Brötchen in der eingeschweißten Plastiktüte verlange…
Apropos Witze und Sprüche: Wer den Trailer gesehen hat, hat 80% aller Gags (von insgesamt zehn) bereits gesehen. Die zwei Verschollenen finden sich in einer Szene wieder, in der Hancock ein Kind in den Himmel schleudert und in einer Sequenz, in der einer Frau ein Nudelholz um die Ohren geschlagen wird. Nimmt man amüsante Standardsprüche beiseite („Nenn mich nicht Arschloch!“ – Diese Beschimpfung zieht sich durch den ganzen Film), sind es wirklich nicht mehr, Nachzählen durchaus erwünscht!
„Soll ich Dir mal was sagen, Alter? Ich habe gestern 3 Pullen Wodka gesoffen und 3 Bitches durchgewemmst! In Stellungen, die nicht mal das Arbeitsamt kennt!“ – „Ist schon Recht, Kleiner. Aber würdest Du den guten alten Hancock jetzt bitte wieder pennen lassen? Danke!“ – Sind Kinder nicht was fein… Feistes? Dieses hier motiviert Hancock ein paar Sekunden später zu neuen Taten! Schließlich will man ja auch als Erwachsener nicht den Anschluss an die heutige Jugend verlieren…
Aber Gaglastigkeit war auch gar nicht das Ziel des Films! Unglaublich, aber halbgar! – Der Streifen rutscht spätestens nach der Hälfte in ein tiefgründiges Charakterdrama mit schwermütigen Psychopharmakatönen ab, was an sich ja noch nicht schlecht ist… Es passt nur so überhaupt nicht zu dem coolen Getue von Willibald Smith, der sich hier mimisch wahrlich nicht verausgabt hat. – Aber hebt IHR doch mal gekonnt eine Augenbraue, wenn nebenan ein Kameramann mit epileptischen Anfällen liegt! Unnahbar und teilweise sogar uninteressant und unsympathisch wirkt die Figur zeitweise, und das will bei einem saufenden(!) Anti-Superheld(!) und Loser(!) schon was heißen, denn gerade solche Kerle sind es, die sich unsere Liebe verdient haben, gleich nach Donald Duck und Rick Berman.
Zugegeben: Dass unser Antiheld seit 80 Jahren bekannt ist (wieso wusste sein PR-Berater eigentlich nicht, dass Hancock nicht altert?!) und bis zur Hälfte rein gar nichts von seiner Vorgeschichte erzählt, hat Plot(hole)gründe, wenn auch sehr mittelmäßige. – Ohne zu viel vom durchaus überraschenden (aber die Wertung nicht rettenden) Ende verraten zu wollen: Der ganze Zirkus aus schwermütigen Griesel-Ambiente davor war es nicht wert! Wirklich verstanden habe ich die Hintergründe auch danach nicht. – Was vielleicht auch gar nicht so übel ist, wenn ich meinen Freund, den zu hohen Blutdruck, in diesen Text mal als Co-Rezensenten aufführen darf!
Und hier noch mal ein GANZ kleiner Spoiler: Die später reingedengelte Liebesgeschichte ist so romantisch wie eine Feldblume im Mixer und interessierte mich auch nicht die Bohne! Habe schon bei Dawsons Creek und Mr Bean mehr geheult!
Und die aus dem Trailer bekannte Szene mit dem riesigen Wirbelsturm in der Stadt ergibt ebenfalls keinen Sinn, der über produktions- und werbetechnische Notwendigkeiten hinausgeht… Und die menschlichen Bösewichte? Sind so blass wie ein drei Tage toter Michael Jackson! Mit Fliegeneiern drauf.
„So, Ma’m… Ob sie wollen oder nicht, aber ich bringe sie jetzt in dieses Gebäude dort, in Sicherheit!“ – „Kreisch! Nicht ins Kino, Du Idiot! Da läuft HANCOCK!“ – Lieber Amok laufen: Will Smith nimmt hier visuell stellvertretend sein gesamtes Publikum auf den Arm… Es ist ein blöder Job, aber irgendwer muss ihn ja machen. Und besser SO, als wenn „Indiana Jones“ die „Kinoenttäuschung des Jahres“ gewesen wäre…
Ich könnte noch mehr aufführen und -fahren, aber dieses „Ruckzuck-Kassemach“-Drama um den medialen Allesverkäufer Will Smith gibt einfach nicht viel mehr her: Die Action ist stilistisch und von der Länge her zu vernachlässigen, der ganze Mampf eh nur 90 Minuten lang und das letzte Drittel zu… „anders“, um es rezensieren zu können, ohne ständig zu spoilern.
Fazit: Nur mit Will Smith- und Antihelden-Bonus noch eine 4-. Für mich persönlich ist das DIE Filmenttäuschung des Jahres und selbst als sanfte Hommage an Superheldenfilme ist das Ding zu eigensinnig, zu tiefkrampfig, zu wackelpetrig, zu dramaturgiewechselig! HanCock (zu Deutsch: „Hans Schwanz“?) ist halt einfach eine etwas zu unkonventionelle Diätkost für Leute mit Unterhaltungshunger…
Besonders schade: Eine 3 Minus wäre es eventuell mit einer annehmbaren Kameraführung geworden…
Kann es sein dass du einen absoluten HASS auf wackelige Kameras hast? O.o“
Wirklich Schade. Warte vergeblich endlich mal auf eine angemessene Rezension von „Battlestar Galactica“, die so ziemlich eine der besten Fernsehserien überhaupt ist, aber nach deinem Hass auf „Wackeldackelkamera“ zu schließen werden wir darauf wohl ewig verzichten müssen….
Schade übrigens, nicht nur für uns, sondern auch für all jene, die damit diese wirklich wundervolle Serie verpassen….
HanCock war übrigens nicht wirklich schlecht. Halt eine etwas intelligentere Superheldenparodie, die versucht hat auf den gröbsten Slapstick zu verzichten. Und ohne geht es anscheinend(?) bei Superheldenkomödien nicht…
Sofern die Aufnahmetechnik-Arthritis einigermaßen Sinn macht („Cloverfield“), habe ich nichts gegen gelegentliches Kribbeln hinter’m Augapfel. Kopfschmerztabletten sind inzwischen schließlich günstig zu bekommen und schmecken – z.B. zum Auflösen, mit Zitronengeschmack! – teilweise nicht mal übel! Schleck.
Aber wenn selbst beim Spagetti-Essen in der Küche eine Runde um die Deckenlampe propellert wird und die Darstellergesichter sich zur dermatologischen Tiefenuntersuchung an den Kinozuschauer anschleichen, kriege ich regelmäßig Krampfanfälle. Muss das sein? Ist das etwa… schön?!
Und tatsächlich habe ich Battlestar Galactica nicht weiter geschaut, weil da ebenfalls in intimen Zwiegesprächen die strukturelle Integrität des Kameramann-Handgelenks versagte. – War auf die Dauer nur noch albern, das Gezappel! Im All hat mich das ja dann weniger gestört…
Der Slogan „Mitten in die Fresse“ taugt – meiner Meinung nach – eben nur als vorbeugende Kameramann-Züchtigung, nicht als Kino-Stilmittel.
Wackelkamera ist ok, solange es zur Szene passt. In „Galactica“ hat sie mich nie gestört. Wozu die Wackelkamera in Bourne Ultimatum in der ruhigen Gesprächszene zwischen Daniel Brühl und Matt Damon notwendig war, weiß ich bis heute nicht.
Da ich Hancock erst Dienstag gucke, hab ich mir mal das Lesen des Artikels (bisher) verkniffen.
Da ich gerade mein „Der Herr der Ringe“-Extended-Edition-Wochenende hinter mir habe, weiß ich aber auch, dass es ohne Wackelkamera tolle Filme gibt.
Super Artikel. Ich habe auch einen HASS auf wachelige Kameras. Seit BSG-der-zweite-Versuch-wo-dem-Starbuck-Titten-gewachsen-sind. Aber eigentlich hasste ich Wackelkameras auch schon vorher. Wackeldackelkamera ist doch der letzte Scheiß!
Mir wurde während dieses Films plötzlich speiübel – ob das eine Folge der Zuckelkamera war oder ein allgemeines Qualitätsurteil meines Magens, weiß ich nicht.
Scheint wohl gerade die Saison für Filmexperimente zu sein. Aber während bei „Sweeney Todd“ der Versuch „Musical ohne Sänger“ noch prima geklappt hat, war hier in der 2. Hälfte das „Charakterdrama ohne Charakter“ nicht wirklich gelungen.
Sehr gute Kritik und ich stimmt dir bei der Bewertung des Film absolut zu. Ich war auch sehr enttäuscht von dem Streifen. Meine ausführliche Kritik habe ich als Homepagelink hier angegeben!
Soll diese GGH-artige Ich-bin-so-angeödet-Kurzkritik im Ergebnis etwa heißen, es lohnt sich nicht, in den Film zu gehen? Das macht mich jetzt wiederum sehr, sehr traurig, da ich grundsätzlich jeden Film mit dem Dingsbums gucke. Ausgenommen „Hitch, der Date-Doktor“. Nicht mal in der dritten Wiederholung am Dienstagsabend auf VOX. Dabei hätte man es bereits ahnen können, wenn man die alte Grundregel beachtet hätte: schaue niemals Filme, die in den Monaten Juni, Juli oder August im Kino anlaufen. Wann soll noch mal Star Trek 11 in die Kinos kommen?
So, komme gerade aus dem Film und mir ist die Wackelkamera eigentlich nur in einer einzigen ruhigen Szene aufgefallen, vielleicht habe ich mich einfach schon zu sehr dran gewöhnt.
Ich fand den Film eigentlich durchgehend sehr interessant, weil er mal aus der Art schlug und ich konnte auch keinen Bruch zwischen einer ominösen ersten und zweiten Hälfte feststellen.
Das mit der Frau was nicht stimmt, war ja von Anfang an klar, die hat ihn ja durchgehend so komisch angeguckt.. Meine Vermutung war nur, dass sie irgendwie an einem Experiment beteiligt war, dem er entsprungen ist.
Nö, doch, hat mir gefallen. Und nächste Woche Hulk.
Ich liebe Galactica. Wegen den Brüsten von Starbuck UND der Kameraführung. So, jetzt ist es raus.
Hancock war Mist gerade wegen der Story. Der Verweis auf Frankenstein war noch interessant, aber ich wußte am Schluss nicht, ob ich ne Komödie oder nen Actionfilm gesehen hab.
Und der Film wußte auch nicht, was er sein wollte. Da möcht ich wetten.