Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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„Star Trek – Lower Decks“ – 3.04: „Room For Growth“ – Kritik

„Star Trek – Lower Decks“ – 3.04: „Room For Growth“ – Kritik

Da das Interesse an Lower Decks nicht mehr sooo ausgeprägt zu sein scheint (*auf streunende Katzen im Comedy-Club zeig*), könnten wir es uns jetzt einfacher machen. Zum Beispiel einfach aufschreiben, wie viele von 10 Gags zünden. Und diese Zahl dann als Bewertung benetzen, äh, benutzen. („6 von 10! Adam Riese hat’s auch gefallen!“). Doch wir haben natürlich einen höheren Anspruch an alles, auf das notdürftig das Trek-Logo getackert wurde. Und somit würgen wir uns natürlich erneut eine A4-Seite raus.


Ursprünglich wollte ich mitschreiben, auf wie viele alte Folgen hier Bezug genommen wird. Aber das wurde nach 5 Minuten bereits so anstrengend („Aufhööören, mein Rechercheteam kann nicht mehr in Almanachs blätteeern!“), dass ich lieber dieses… eine… machen wollte. – Na das, was Data immer macht, wenn er sich selber abstellt.

Neben „Picard macht Urlaub“, „Der Komet“ und „Ronin“ werden einem hier wieder die Anspielungen um die Ohren geballert, dass das Langzeitgedächtnis qualmt. Und wisst ihr was? Das ist das, was die Serie am besten kann. Inzwischen beschwere ich mich auch nicht mehr drüber.

Die Alternative ist ja meist, dass alle sich gegenseitig an die Gurgel gehen, weil irgendein Alienvolk zu doof ist, Ausnahmen in ihren Ritualen zuzulassen. („Ach so, wenn es bei der Heiligen Bar-Miets-War regnet, müssen wir gar nicht die Fremden töten. Die können gar nix dafür?“)

„Wir wollen keinen Urlaub! Da wird man immer entführt und durch fast identische Kopien ersetzt!“ – Laufanimation erfordert Restmotivation: Das Thema Überarbeitung hatten wir zwar schon mal. Aber vielleicht sind die Storyschreiber ja auch einfach…. überarbeitet? Die BESTE Trek-Serie (2022) entsteht schließlich nur, wenn man Kurtzman aufwändigst vom Gebäude weglockt?

Okay, die Geschichte, dass die Deltaschicht die Systeme manipulieren will, damit sie die besseren Quartiere bekommt, hat mich dann nicht sooo abgeholt. Generell funktioniert dieses „Wir müssen auf Glasscherben schlafen“-Narrativ bei Star Trek nicht immer toll – nicht mal als Veralberung.

Klar, für eine Parodie ist dieser Grummel-Grundsatz gehaltvoller (und konfliktschaffender) als z.B. bequeme Himmelbetten oder Replikatoren mit Schlaraffenland-Funktion. Aber ein bisschen stört mich dieses „Unterdeck/Sklavencamp“-Gedöns immer noch. Zumal es oft schon angedeutet wurde, dass nach all diesen Abenteuern und Verdiensten die Leute besser behandelt werden sollen?

Aber okay, warum soll es den Offizieren besser gehen als Altenpflegern?

Ich muss aber zugeben, dass ich die Reha-Station für überforderte Offiziere sehr witzig fand. Der kämpfende Klingone, der nicht entlassen wird, weil sich alle vor ihm fürchten! Und die Burnout-Offiziere, die schon bei der Begrüßung anfangen, eine Schiebetür zu reparieren! Und der Sandgarten mit den Linien eines Schaltkreises! – Nichts davon habe ich vorher kommen sehen.

HIER wird Humor endlich wieder grob… äh… groß geschrieben. Natürlich rein subjektiv. Für EUCH ist vielleicht diesmal nichts dabei?

Was dann wohl das Hauptproblem der Serie ist (= persönlicher Geschmack muss zufällig getriggert werden). Aber: Das macht sie schon deutlich wertiger als die anderen Trek-Neuschöpfungen (= gar kein Geschmack erforderlich).

„Und hier werden Targs gefüttert. Gehen wir schnell weiter, gleich werden Tribbles als Trockenfutter reingeschüttet.“ – Anarcho-Humor nach strengen Regeln: Entweder habe ich mich an die Serie gewöhnt, oder sie wird tatsächlich besser? Dass man hier NIE auf Picard/Disco verweist, ist… Schnief… eh ein tolles Geschenk!

Auffällig ist auch wieder, wie gut gezeichnet die Serie wirkt:

Selbst das graue Niemandsland im Holodeck-Gangsterfilm wirkt irgendwie greifbar. Und die Wurzelwände und Halluzinations-Effekte unter dem Aboretum waren womöglich aufwändiger als der digitale Schlabberlook bei Discovery? Sogar in der Antigrav-Energietrommel fand ich ein paar Millisekunden recht mitreißend. Boimler übrigens auch, versteht ihr? Gnihihi, Gnahaha. (Asterix-Wortspiel, ging früher immer!)

Kritisieren kann man aber, dass die Serie nie eine lange Geschichte erzählt, die einen interessiert. Ohne die ständigen Ortswechsel (wegen denen ständig neue Decks auf dem Schiff erfunden werden müssen), das Holodeck-Gerumpel und zehn verschiedene Figuren würde man hier nicht mal 10 Minuten voll bekommen.

Das erinnert an die miesesten Simpsons-Folgen, bei denen Lisa auf einem Schrottplatz einen Roboter findet, wodurch sie einen Wettbewerb gewinnt, wodurch Homer an Geld kommt, wodurch er sich ein Cabrio kauft, wodurch er zum Künstler wird, wodurch Bart sich in der Schule mehr Mühe gibt.

Nur hält man bei „Lower Decks“ die Teile noch besser zusammen. Oder schließt am Ende wieder irgendwie den Kreis (wie hier mit der konkurrierenden Delta-Schicht) – und sei es durch ein zufälliges Wiedersehen im Tackatucka-Land.

„Was haben wir heute gelernt, Leute?“ – „Dass unsere Gewerkschaft von den Pakleds unterwandert ist.“ – Das Glas & der Abwasserkanal sind halb voll: Über kurze Versöhnungsmomente kann man hier stets froh sein. Die Haare ausreißen kann man dann ja wieder, wenn es zur spontanen Parodie-Idee passt? („Hey, Worf sieht unter seiner Frisur ja wirklich wie Bortus aus?!“)

Ich beantrage zum Schluss aber trotzdem, dass Wolfgang M. Schmitt („Der neoliberale Marxismus könnte die neue Sozialdemokratie… sein tun?“) sich das alles mal anschaut.

Der kann mir dann gerne erklären, was es bedeutet, dass der Captain eine Maschinen gebaut(!) bekommt, die sie in Sekundenschnelle entspannt macht. Während die Arbeiter sich natürlich nur durch Arbeit entspannnen können. Amüsanter Gag, favorisiertes Gesellschaftsmodell oder Fundamentalkritik?

Bleibt dran, wenn es in der NÄCHSTEN Folge auch wieder drei solcher Szenen gibt. (*Sparkillers Fußkette mit bunten Farben anmal*)


Fazit:

Die übliche Mischung aus „Drei TNG-Folgen ausgewürfelt, trotzdem zehn untergekriegt“ und „Wenn die Sklaven weiterhin mit dieser Geschwindigkeit aufsteigen, bekommen die in 10 Staffeln sogar eine dritte Mahlzeit am Tag!“

Das ist meist amüsant, oft gut zusammengebaut und hat am Ende eine hauchzarte Mini-Moral.

Als Clipshow funktioniert’s toll. Bewertet man aber nur die Geschichte, will man selber ganz schnell ablenken.

Guckt mal, es gibt eine Milchbar auf der Cerritos! (*weglauf*)

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Sogar im Weltraum sind die Immobilienpreise am Arsch
Mit der dritten Staffel haben sich die Figuren wirklich schön eingeboimelt. Kein Witz, der glaubwürdige Austausch zwischen allen Charakteren ist für mich von allen Kurtz-Serien die beste und trekkigste.

Was besonders peinlich für den Rest ist, da es sich bei Lower Decks um eine verdammte Zeichentrick-Parodie handelt!

Doch auch nach drei Staffeln kann ich mir zu LD noch keine richtige Meinung bilden. Der Kontrast zwischen „Original mit optimistischer Utopia-Botschaft“ und „Katzensex am Sparkassen-Schalter“ (oder der komische Gag mit Ransom und der Fleischtasche) ist schon etwas krass, aber wahrscheinlich auch so gewollt. Ist sowas genau mein Humor? Nicht wirklich, aber für ein dezentes Schnauben aus den Nasenlöchern reicht es allemal.

Die Handlungen „Die Crew besucht ein Weltraum-Kurhaus“ und „Boimler will eine bessere Butze“ waren aber wirklich nett und haben sogar zum Trek passende Auflösungen. Nicht kultverdächtig, aber ordentliche Samstag Morgen Unterhaltung. Immerhin.

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

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Artikel

von Klapowski am 17.09.22 in Star Trek: Lower Decks

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Kommentare (3)

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  1. Kazairl sagt:

    „Nicht kultverdächtig, aber ordentliche Samstag Morgen Unterhaltung“

    Klingt doch fast schon wie etwas, was man über eine echte Star Trek-Folge sagen könnte und das ist was Gutes.

  2. Zuse sagt:

    „… werden einem hier wieder die Anspielungen um die Ohren geballert, dass das Langzeitgedächtnis qualmt. Und wisst ihr was? Das ist das, was die Serie am besten kann. Inzwischen beschwere ich mich auch nicht mehr drüber.“

    Und genau deswegen funktioniert LD sogar besser als sich ganze TNG-Folgen nochmals zu geben.

    Die sind jetzt einfach fritten: Dieser Pukecard später … Diese Woche lief Darmok bei Tele 5. Ich dachte nur: warum hat er den Dolch nicht gegen Pukecard gerichtet?

    LD ist eine gute Mischung aus Rick and Morty und TNG-Trek – hatte ich nicht so gut erwartet damals. Schon der Vorspann zeigt es: Nur dabei statt mitten drin, besonders die Schlachtszene mit allen TNG-Lieblingsgegnern.

  3. Ichwieder2 sagt:

    Ich fands ganz ok. Nur nervig, dass zigmal irgendwelche Worte ge*piepst werden.
    Und halt blöd für einen Kanon, dass mans ich einfach etliche Decks ausdenkt und eine Relax-Maschine, die dann auch nie wieder vorkommen.

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