„Star Trek – Lower Decks“ – 3.02: „The Least Dangerous Game“ – Kritik
Amazon Prime weiß genau, was die Leute wollen! Nämlich eine exklusive Serie, über die sich eingefleischte Fans schon vor jeder Episode den Kopf heißreden können. Sei es wegen der unfreiwilligen Komik, den schlechten Trailern oder den billigen Sprüchen. – Aber genug von „Die Ringe der Macht“, denn darüber reden wir ein anderes Mal… Bis dahin können wir uns aber die Zeit mit Kollege Zappelphillipp und seinem geistigen Zappenduster-Zirkus vertreiben. Naaa, ist das neue Streaming-Zeitalter nicht wunderdröhn?
Inhalt: Boimler spürt, dass andere Offiziere bevorzugt werden. Daher will er kerniger werden. Währenddessen wird ein Weltraumfahrstuhl repariert – und andere Gags eingeblendet, die gaaanz knapp den Sprung zur Mini-Nebenhandlung verpasst haben.
Besprechung:
Vielleicht können wir heute endlich die Frage klären, die mich noch immer untreibt: Hat sich die Serie nun seit Staffel 1 weiterentwickelt? Oder ist sie immer noch das Schaufenster einer (angeblichen) Verlierercrew, die sich mit ihrem Mini-Gehalt nicht mal eine anständige Weltraumgefahr leisten kann?
Für unseren Weiterentwicklungs-Check stehen diesmal folgende Kategorien bereit:
1.) Wird die Vierte Wand durchbrochen, z.B. durch Holoabenteuer, Witze aus der Trekkie-Kultur oder lustige Einblendungen à la „Das ist ja wie in ‚Zorn des Khan‘, Leute“?
Ja. Und zwar gleich zu Beginn, wo man sich mit Martok an ein digitales Tabletop-Abenteuer wagt. Derlei ist natürlich supergut geeignet, um die Star-Trek-Wollmilchsau popkulturell noch weiter zuzureiten. Nächstes Mal seht ihr an dieser Stelle: Boimler programmiert ein Handyspiel nach seinen Logbüchern, während Mariner einen Podcast von Morn herausgeben will.
„Und nun würfeln wir alle eine … Pi!“ – „Haha! Diesen Gag bewahren wir uns aber für die nächste Folge auf? Sonst hätte diese hier nämlich schon ZWEI.“ – (R)Ollenspiel: Mit ein bisschen Anbiederung bei den Nerds kommt man immer weiter. Aber: Weil das normale ARD/ZDF-Publikum bei so etwas die Polizei ruft, bringt es gesamtgesellschaftlich nix.
2.) Gibt es irgendwelches Kadettentraining, das als Ausrede gilt, um alle zu demütigen oder schwächlichen Personen Gewalt anzutun?
Logo! Und zwar das Tennisspiel, bei dem Boimler als plattgeklopfte Fußmatte in Welten vordringt, die South Park vor 20 Jahren schon wieder verlassen hat. Davon kann man auch Jenseits von Oberkante Unterlippe einfach nicht genug kriegen, oooder?
3.) Werden Aufstiegsphantasien beschworen und dann klargemacht, dass ALLE es schaffen können, nur unsere Helden nicht?
Aber so was von! So wird diesmal erneut erklärt, dass andere Offiziere durch pures Glück befördert werden („Der Günther hat sich auf dem Wild-West-Planeten nach oben geschossen.“), während Boimler ständig der metaphorische Blumentopf auf den Kopf fällt, wenn er Verantwortung übernehmen könnte.
Das nannte man in den 1990ern einen „Running Gag“.
Und 30 Jahre später übrigens auch noch.
4.) Gibt es eine unkreative Hauptmission, die man wegen der oben aufgeführten Punkte nicht weiter beachten muss?
Na, Ehrensache! Nämlich die Frage, ob ein Weltraumaufzug ein Fahrstuhl oder ein Orbitaler Sessellift ist. Hier muss sich dann ein Charakter erneut beweisen, was aber nicht langfristig Punkt 3.) untergraben darf.
DAS nenne ich mal effektives Punkte-Abhaken in kreativen(?) Parodien, die vorgeben, keine Punkte abzuhaken.
„Wie, der Transporter war nicht ausgefallen, sondern nur positiv aufgefallen? Na toll. Habe ich gaaanz umsonst die Darstellung weiblicher Helden revolutioniert.“ – Ein Fall ins Hodenlose: Diese Sequenz war wie ich beim Jahrestreffen der Internet-Influencer: Total unwichtig, sieht aber gut aus.
5.) Existieren eindimensionale Aliens, die entweder die Crew sinnlos verehren oder sinnlichst bekämpfen?
Diesmal gibt es sogar beides. Denn während der Chefingenieur Cocktails auf dem Planeten schlürft (eines dieser universellen „Guten Dinge“, auf die man sich stets einigen kann?), wird Boimler von einem Alien mit Jagdtrieb gehetzt. – Okay, unser Mann hat sich freiwillig dafür entschieden, aber man hätte sich natürlich auch etwas anderes ausdenken können…? Einen Verkaufswettbewerb mit Ferengies? Eingängige Melodien durch das Zupfen von Kraftfeldern spielen?
Warum denn nur diese Gewalt?
6.) Sind mächtige Charaktere so zynisch oder abgebrüht, dass sie eine Situation zu spät auflösen? Oder gar Hilfe unterlassen, weil sie es nicht nötig haben? Oder weil es irgendeinem Kodex widerspricht?
Ja. Ja. Und noch mal Doppel-Ja. – Jedes einzelne Problem wäre mit etwas Vernunft und Zuhören lösbar. Zum Beispiel durch ein Sicherheitsteam, das Boimler von dem Predator-Abklatsch hätte abklatschen können. Aber so läuft das nun mal in einer utopische Gesellschaft: Da wird weder der Gaspreis gebremst noch das Glaskinn beschützt. Selber schuld, wenn man als Loser in eine Trickserie reingeschrieben wurde!
„Gleich werde ich erwischt! Und zur Rechenschaft gezogen!“ – „Vom Monsteralien?“ – „Nein. Vom Paramount-Wirtschaftsprüfer, der wissen will, wie diese Serie die Star Trek-Marke wertvoller machen will, bibber.“
7.) Ist irgendjemand auf dem Schiff plötzlich total stark, ein Actionheld oder besonders reaktionsschnell, weswegen eine Situation überraschend aufgelöst werden kann?
Kämpft der Papst in einer weißen Windel? – Diesmal darf der Commander zum Super-Arnold mutieren, während Mariner immerhin einen kilometertiefen Sprung ausführen kann. Lustig, dabei hätte ich es eher umgekehrt eingeschätzt. Schon toll, wie überraschend clevere Trek-Satire sein kann, oder?
Fazit:
Manchmal schafft die Serie ja den Sprung des Glaubens. Nämlich weg vom kindischen Samstagmorgen-Cartoon auf RTL2, hin zum kultigen Samstagabend-Cartoon auf Amazon Prime.
Doch heute ist nicht dieser Tag.
Unter dem Label „Unterhaltsam, aber berechenbar“ dürfen wir weiterhin einer Serie zuschauen, die sich nur knapp zurückhalten kann, eine über den Kopf gezogene Unterhose für den Grimme-Preis zu nominieren.
Okay, zwar werden immer mal Erwartungen gebrochen (zum Beispiel bei dem gar nicht bösen Predator-Alien), aber das passiert heute derartig spät, dass man den Machern längst eine Packung Schnuller zugeschickt hat.
Kleiner Rahmengag mit Martok als Dungeon-Master und ab gehen die eigenständigen Geschichten. Boimlers Problem mit der Zurückhaltung und Mariners Nicht-Zurückhaltung haben sich nett ergänzt, abgerundet von einer kleinen Diplomatie-Fehlzündung durch Team Ruthertendi.
Dabei fiel auch wieder auf, dass das Team von Mike McMahan die besten Figuren zeichnen kann (also charakterlich, nicht mit dem Stift) und auch das Abmischen verschiedener Handlungsfäden sehr gut drauf hat. Eigentlich selbstverständlich, aber Dank der behinderten Serien-Cousins Discovery und Picard irgendwie auch wieder nicht.
Das Alt-Trek-Retro-Gefühl war hier jedenfalls wieder ganz stark. „Boimler, der Gejagte“ für die Action und „Beckett & Jack“ für die Sternenflotten-Lektion hätte auch als Normalo-Folge funktioniert, was das Trek-schädliche Geldverbrennen durch die Kurtzman-Kasper umso frustrierender macht.
Alex raus, Mike rein, sage ich!
Hallo,
Habe gestern gesehen das Comedy Central Lower Decks ausstrahlen will, ab 24.09 samstags 23:00-23:45.
Ich persönlich werde es mir trotzdem nicht ansehen, auch wenn es nun kostenlos ist. Ich schreibe das nur hier rein, damit vielleicht, die es doch interessiert und dafür kein Abo machen wollten, jetzt auch wissen, dass es auf dem besagten Kanal dann gibt immer samstags. Eine Frage habe ich doch aber bezüglich der Zeichentrick Star Trek Serien, die mit Kirk und die Aktuelle, sind die beiden im Star Trek Kanon oder nicht ?
Will auch keine Werbung machen für den Sender.
TAS, also The Animated Series, ist Kanon, bei Lower Decks müsste man auch Kanon sagen, da ja angeblich alle Kurtzmanserien Kanon sind.
Danke dann wieder was dazu gelernt, war mir nur mal in den Sinn gekommen mal nachzufragen, weil bei animierte Serien bin ich mir nicht immer sicher, ob sie dann zum Kanon gehören oder nicht, aber nun weiß ich es :)
Bei TAS ist das eine kompliziertere Geschichte. Roddenberry selbst war dagegen, dass TAS Kanon ist, Paramount hat es 2006 dann aber anders entschieden. Hier ist ein guter Text dazu: https://www.ex-astris-scientia.org/inconsistencies/tas_continuity.htm
Lower Decks soll Kanon sein, weshalb die Ereignisse der Serie in die Memory Alpha integriert werden und alles, was in LD gezeigt oder angesprochen wird, somit in die „offiziellen“ Biographien einfließt (siehe z.B. William Riker oder Tom Paris). War auch schon bei TAS so.
Ich bin kein Fan von animierten Serien und deren Integration in den Kanon, weder bei Star Trek noch bei Star Wars.
Aber die animierten Serien „stören“ die Realserien und -filme auch nicht, solange nicht Riker in der 3. Picard-Staffel „zufällig“ auf seine Begegnung mit dem Pakleds im Jahr 2381 anspielt, die in LD gezeigt wurden.
Alkso ich muss sagen: Diese Predator-Parodie war köstlich und so amüsant, besser als Disney’s Prey und es zeigt uns die Geflogenheiten einer Alienkultur auf äußerst komische Weise^^
Auch eine kurze Einordnung zum Trailer von PIC Staffel 3 und den ersten Blick auf SNW Staffel 2 würde mich sehr interessieren.
Der Trailer von Picard Staffel 3, viel sinnfreies Bumbum und so, genau das, was Picard bislang gefehlt hat /Ironie off.
Und ich fand ihn insgesamt viel zu hektisch.
Eye candy für den NonNuTrek Trekkie. Nochmal so blenden wie bei Staffel 2 lasse ich mich nicht.
Und eine offenbar sehr ge-refittete USS Titan… bin gespannt, ob man das erklärt.
Wo bleibt eigentlich die Rezenmission zu LD III?
Na hier :
Nix Neues.
Captain Mutter : Mürrisch wie immer
Mariner : Zappel-Phillip wie immer
Alien der Woche : Check
Captain Bodybuilder seiert herum : check
Tandie ist unsicher : check
Cybort Ensidn : cyborgt herum
Was Neues : Mariner hat woke/gleichgeschlechtliche Phantasien über Tentakel
Gruß BergH
„Jedes einzelne Problem wäre mit etwas Vernunft und Zuhören lösbar. Zum Beispiel durch ein Sicherheitsteam, das Boimler von dem Predator-Abklatsch hätte abklatschen können“
Das Sicherheitsteam sollte ja kommen, aber dann hat Freeman erfahren, dass K’Ranch der Jäger war und hat das Team zurückgerufen. Sie wusste, dass die Jagd nicht tödlich enden würde und hat sich entschieden, die Kultur des Außerirdischen zu klären.
Beim erneuten Ansehen dieser Folge ist mir aufgefallen, dass Ransom seine Rede aus der ersten Staffel recycelt hat, nettes Detail.