„Star Trek – Of Gods And Men (III)“ – Dampfhammer-Review
Die Götter müssen verrückt sein! – Der dritte Teil von Tim Russ’sseses müder Regie-Fingerübung bringt die Geschichte um… irgendwelche Leute endlich zu einem gutem Ende. Denn jedes Ende, das dieses Fanfilm-Debakel zu einem Abschluss führt, kann nur gut sein! Wer sich ebenfalls das Geld für seine Stamm-Domina sparen möchte, möge sich HIER das Elend herunterladen und mit einem guten Schuss Waschmittelwerbung herunterspülen. – Damit wenigstens nachträglich ein wenig des eigenen Anspruchdenkens befriedigt wird…
Endlich haben alle 14-jährigen Fanfiction-Autoren unter uns einen Traum, den es zu verfolgen lohnt: „Wenn ich mal groß bin, will ich Archer und Hoshi nachträglich in „NEMESIS II“ auftreten lassen! Aber nur, wenn auch Neelix mitspielt und am Ende einen Tribble in die Pfanne haut, höhö!“
Hier werden herabtriefende Sabberfäden noch zu schwungvollen Schreibschrift-Buchstaben auf dem Drehbuchpapier! – Raumschlacht, Zeitreise, doofe Onkels, Loch im Kopf und Phaserstrahl in der Hüfte: Alles muss rein! – Dann kann es schließlich rausgucken und debil winken!
Wie bei meinen bisherigen beiden Reviews kann ich auch hier kaum ein gutes Haar an der Story lassen. Oder halt „Haaaarrrr!“, wie der Quotenklingone hier häufiger zu sagen pflegte. Da habe ich schon mit Figuren mehr mitgefühlt, die aus Plastik waren und auf den Namen „Lego“ hörten! Im Großen und Halben erscheint die Geschichte im dritten Teil nur noch als lieblos durch den Fleischwolf gemöllertes Restessen. Ähnlich müssen sich meine Großeltern einst gefühlt haben, als es tagelang nur Graupensuppe mit Mehl und geraspelten Zahnstochern gab: Man hatte einfach nichts anderes!
„He, Du! Uhura! Kannst Du mal fühlen, ob ich noch eine Stirn habe? Ich fühle seit einiger Zeit nichts mehr über meinen Augenbrauen!“ – „Ich würde ja wirklich gerne die 5 Zentimeter zu Dir herüber kommen und Dir helfen, aber ich hänge gerade mit meinen Haaren an der Kamera fest!“ – Kein Zoom von mir: Die Dialogszenen sehen immer noch so unmöglich aus, wie hier zu sehen. Als ich mich beklagte, dass ich den Figuren EMOTIONAL nicht sehr nahe stehe, wollte ich ihnen ja nicht – zum Ausgleich – virtuell auf den Hühneraugen rumlatschen!
Die Charaktere – und auch deren Wendungen zum Guten – sind so klischeehaft, dass an sich SELBST schon fast minderwertig fühlt, da man sich offensichtlich einfach nicht eindeutig zwischen Gut und Böse entscheiden kann. Und wenn am Ende ganze Wagenladungen an Bestattungs-Frischfleisch über den Haufen geschossen wird und alle Darsteller einen Phaserstrahl quer im Hals stecken haben (als Scherzartikel sicherlich ein brauchbarer Nachfolger vom alten „Fake-Indianerpfeil“), zuckt man nur mit den Schultern und denkt: „Was kitzelt das doch lustig, wenn ich mir vorher nicht die Achselhaare entfernt habe!“
Emotional gab es daher auch keinen Grund, gewisse Abknall-Szenen sogar in Zeitlupe abzuspielen, nur um den Zuschauer ein packendes Antikriegs-Drama unter gewerkschaftlich organisierten Ex-Schauspielern vorzugaukeln. Und wenn Uhura für den alten, verletzten Charlie am Ende zu singen beginnt, fragt man sich schon, ob dies nun ein Beitrag zur Sterbehilfe oder einfach ein humorvoller Einsprengsel sein soll… Wenn man nach ERNST gemeinten Charaktermomenten Mühe hat, sich aus dem Stuhl zu wickeln, in dem man sich beim herzhaften Ablachen verknotet hat, muss dramaturgisch wohl irgendwas falsch gelaufen sein!
Und wenn man bei den Raumkämpfen liebevoll am Vorspul-Balken rumonanieren will, war da wohl auch nichts Sagenhaftes zu sehen. Okay, die Phaser pfiffen recht ausdauernd und hatten durchaus ein paar Raucheffekte zu bieten, für die man seine alte N64-Konsole weggegeben hätte, aber sonst? Der komische Todesstern mit Pocken kam gar nicht zum Einsatz, die Auswirkungen der Treffer waren so vorhersehbar („Hüllenbruch, wetten?“) wie das physikalische Verhalten einer abrupt umgedrehten Pyramide und überhaupt wusste ich nie, wer da jetzt wen getroffen hatte. Und warum überhaupt. Hatte der böse Imperator da seinen Heidelbeerbusch zu sehr über des Nachbars Gartenzaun wachsen lassen, oder was?
„Ich sehe was, was Du nicht siehst, und das iiiist… – weiß!“ – „Hmm… Die Gesichtsfarbe unserer Premierenzuschauer?“ – Ein blödes Ver-Sehen: Für die nächste Sonnenumrundung wohl doch besser eine Sonnenbrille einpacken, was? Der Typ aus der TOS-Folge „Die Spitze des Eisbergs“ hat hier ebenfalls sein „Stell-Dich-Auf“. Fragt sich nur, warum der komische Salzvampir aus der allerersten Folge nicht mitspielen konnte. – vielleicht ein Zuckerschock?
Total doof auch der Endkampf zwischen Charlie und Gary. Da triefte die Allmacht nur als Photoshop-Kurzschlüsse aus den Fingerkuppen und ab 14 Uhr wurde von der Gegenseite zurückgebritzelt. Da hätte mir schon eher etwas wie der Endkampf von Neo und Mr. Smith im dritten Teil der Matrix-Trilogie gefallen! – Aber wir wollen froh sein, dass es diesen nicht gab, denn auch ich habe nur einen begrenzten Geduldsfaden, wenn sogar bei epischen Kämpfe nur die rechte (verwackelte) Augenbraue des Angreifers gezeigt wird.
Ja, das ulkige Heranzoomen war auch hier wieder verbreitet. Da wird selbst die größte Geschichte der Menschheit öde, wenn man das Gefühl hat, dass diese in einer Streichholzschachtel gedreht wurde. Aber vermutlich ging das auch nicht anders, weil die echte(!) Felsenlandschaft nur 2 Meter breit war. Oder man hatte von Google Earth nur die Lizenz für das Zeigen von 2 Büschen und einem Felsbrocken.
Das Ende kommt so schnell, wie ich dabei gerne gegangen wäre, der Abschlussgag (mit Hochzeit!) ließ alle Beteiligten noch mal in wohliger Peinlichkeit versinken und die Kernaussage der Geschichte war wohl bereits bei den Planungen zur Vorspannmusik vergessen worden.
„Verdammt! Ich habe 50 Jahre gebraucht, um Monsterglühwürmchen züchten zu können, die außerhalb eines Raumschiffs leben können! Und jetzt kommt IHR und behauptet, dass es Weltraum keinen Sauerstoff gibt?!“ – Totlachstern: Zum Ende hin wird diese Story immer seltsamer und wirrer. Aber das ist gar nicht so schlimm! Für das Adjektiv „schlimm“ ist nämlich schon die Qualität mancher Computereffekte reserviert. Brrrr!
Fazit: Gerne hätte ich wenigstens ein paar Bonuspünktchen vergeben. Dafür, dass man sich Mühe gegeben hat, dafür, dass es Star Trek ist, dafür, dass es ein ambitionierter Fanfilm ist… Aber wer sich einen Klumpen Kot zum Kuscheln ins Bett mitnimmt, darf sich nicht wundern, wenn man mit einem braunen Gesicht aufwacht: Dadurch, dass auch dieses Ende dieser Produktion keinen Unterhaltungsfaktor oder tieferen Sinn abringen konnte, kann – und darf! – es nur die Tiefstwertung nach dem Schulnotensystem geben.
Wer es hingegen völlig unkritisch und mit dem Herzen eines verblendeten Trekkies sehen will, kann sich ja jetzt zum Ausgleich noch Sparkis Kurzreview durchlesen, das mehr als milde daherkommt…
Und dazu kommt noch, daß dieses ganze letzte Drittel meiner Meinung nach äußerst übel zusammengetackert wurde, so daß man sich schon Notizen machen muß, um einigermaßen die Übersicht darüber zu behalten, welcher der Charaktere sich gerade wo befindet und wieso eigentlich. Charlie krebst seit ein paar Jahrzehnten anscheinend am Zeitwächter rum, während „Gott Gary“ bei seinen Klarsicht-Pupillen nur bei Bedarf den Bildschirmschoner einschaltet. Die gute (alte) Janice Rand hatte wohl ihren Text vergessen und stand wohl nur deswegen in der Gegend rum, weil die Liste an gegorenen Gaststars noch nicht lang genug war. Und was hatte es eigentlich mit der riesigen Christbaumkugel auf sich?!
Was uns zu den Effekten bringt. Für diese hat man noch einmal im Karton für 3D-Modelle gekramt und einfach mal alles an Trek-Schiffen ins Spiel geworfen, was man noch so finden konnte. „Böses Imperium“-Aufkleber drauf und fertig. Handwerklich aber wieder soweit gelungen, auch wenn der große Raumkampf ähnlich verworren war wie der Rest der Story. Feindliche Flotten sollten sich schon ein kleines bisschen mehr unterscheiden.
Apropos Handwerk! Kostenersparnis hin oder her, aber die Make-Up-Abteilung hätte man nun doch wirklich nicht aus der örtlichen Tunten-Gesellschaft rekrutieren müssen. Oder wurde der Film von der Lidschatten-Industrie gefördert? Klar, bei den Stars aus der Gruft war das vielleicht notwendig, aber selbst die jungen (unter 50) Nebenmitwirkenden sahen aus wie Michael Jackson nach dem Stolpern in ein Glas Erdbeermarmelade. Ist das denn wirklich niemanden aufgefallen und hat am Set mal gemeckert? Und vom Einreiben in Walnuß-Öl für einen schönen Glanzeffekt im Gesicht halte ich, ehrlich gesagt, auch nichts.
Dasselbe gilt auch für den zuständigen Haar-Stylisten. Oder hatte die Albert Einstein-Frisur von Uhura einen tieferen Sinn? Und sind verfilzte Langhaar-Perücken eigentlich im Dutzend billiger? Die „New Voyages“… pardon, neuerdings „Phase II“… Leute haben dafür ja anscheinend ein Faible.
Am Ende kriegt Pavel sogar noch ein schönes, neues Toupet (welches gurrende Geräusche macht und kastriert wurde!) in einer Hutschachtel geschenkt. Aber zumindest mit der Ansicht, daß es in einem Film gar nicht GENUG Haare geben kann, bin ich mit den Machern auf einer Wellenlänge!
Fazit: Wie schon in den letzten Kommentaren zu „Gods and Men“ gesagt wurde, eine toll-lange Gästeliste mit bekannten Namen macht noch keinen Film auf Kinoniveau. Dann lieber unbekannte Gesichter und dafür mehr Talent HINTER den Kulissen. Und beim Drehbuchschreiben bitte das nächste Mal den inneren Fanboy wieder ein wenig runterdrehen, Danke!
Note: 4
Der dritte Teil hatte das selbe Niveau wie die ersten beiden Teile: Durchschnittliche Fanfiktion. Was besseres ist von Super-Fans auch nicht zu erwarten. Kritische Fans würden besseres aliefern.
Ich hab nur eine Frage: Wo genau krieg‘ ich eine Käse-Wildschwein-Pizza her?
MfG Dr.Best
Zunächst einmal muß ich völlig empört und mich total auf einer Linie mit Tim Russ sehend sagen: DAS WAR KEIN FANFILM! Sondern eine ambitionierte Independent-Produktion! Das sah man doch schon an den hochklassigen Schauspielern, Kulissen und Specials-Effects. Könnte das etwa eine Fanproduktion? Könnte eine Fanproduktion Raumschiffe jemals besser aussehen lassen, als z.B. die NCC-1701 auf den TOS-Remastered-DVDs? Na also!
Tja, ich bin da ja konsequent: Solange Paramount/Viacom nicht ihre offiziellen Wichsgriffel im Spiel haben, ist das für mich ein FANFILM. Da könnte ja jeder seine alten, grünstichigen Urlaubsvideos als 4. Teil der „Matrix“-Geschichte verkaufen!
Und bessere Effekte hat man sogar schon vor Jahren woanders gesehen. Und wenn die Schauspieler kein Geld bekommen (und teilweise auch gar nicht schauspielern, höhö), ist das eher ein Fanprojekt als ein potenzielles „Mystery-Movie“ auf Pro 7.
Aber mit einem hast Du sicher Recht: Seitdem die Effekte, Schauspieler und Kulissen einen gewissen Mindestanspruch an sich selbst haben, vergleicht man den Krempel schon irgendwie mit den Originalen. Und DANN stinken Drehbücher aus dem Küchenmixer dann doch ganz gehörig ab…
Das Drehbuch zu Star Trek XI ist doch auch durch mindestens einen Küchenmixer gegangen.
Und wenn Paramount zulässt das grenzdebile Fanboy-Freaks Star Trek XI produzieren, dann dürfen andere grenzdebile Fanboy-Freaks auch so einen hohlen Unsinn fabrizieren.
Schlimmer als STX kann es sowieso nicht mehr werden.
;)
@ CronosZwo:
Wo find ich denn das Drehbuch zu ST XI?
Oder war der „Küchenmixer“-Kommentar einfach mal so geschrieben?
Hugh! Youtube hat gesprochen. Of Gods and Men langweilte mich ab der 4ten Sekunde.
Der beste Fan-Film wird für mich also weiterhin Robert Amper’s USS Highlander bleiben.
Gibts dazu eigentlich schon eine Review?
Zusatz:
Walter Koenig und Garret Wang habe ich auf der FedCon X gesehen und dort haben sie mit echt super Auftritten das Haus gerockt! Koenig spielte einen Teil der Weihnachtsgeschichte in Person des Ebenezer Scrooge nach und Wang gab abends eine Kampfchorographie mit einem Bat’leth zum Besten. Beide Auftritte ernteten den größten Applaus, den ich jemals gesehen habe, die Leute sind auf die Stühle gesprungen vor Begeisterung.
Aber was war hier los? Wieso kamen die Original Star Trek Schauspieler plötzlich so urschlecht daher? Mussten man bei Of Gods And Men das Talent am Eingang des Sets abgeben? *kopfkratz*