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„Asterix & Obelix feiern Geburtstag“ – Review…ix zu Band 34

„Asterix & Obelix feiern Geburtstag“ – Review…ix zu Band 34

Endlich! Die Erste-Hilfe-Kästen unter uns werden jubeln: Der neue Asterix-Ver-Band ist da! Und gut sieht er diesmal wieder aus! Alles hübsch mit alten Kamellen einbandagiert und mit noch älteren Gastfiguren zu Tode desinfiziert! – Wer die obigen Wortspiele schon für zu albern hält, sollte sich übrigens nicht mit dem Jubiläumsband mit der Nummer 34 belasten, nur so als Tipp. Mitfeiern dürft ihr aber natürlich auf jeden Fall, wenn es heute heißt: „50 Jahre alt und kein einziger guter Gag. Da MUSS man sich die Feier einfach schönsaufen!“

Aber was ist dem großen Meister denn nun für den neuen Band aus dem Gehstock gefallen? „Asterix und das Kegelturnier“? „Asterix in Sachsen-Anhalt“? „Asterix und Parry Hotter“? (Anspielungen an moderne Kultureinflüsse scheint Uderzo ja im Moment total knorke zu finden). Nein, es ist der 50. Geburtstag an sich, der hier das Albenthema mimt. Und wer schon mal zur Silberhochzeit von Onkel Arnold oder dem 30-jährigen Bestehen von Tante Friedas Krampfadern eingeladen wurde, wird schon ahnen, dass solch eine Einladung nur in unzusammenhängendem Rentnergeschwafel enden kann…

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Zuallererst muss man Uderzo jedoch dafür „loben“, dass er es inzwischen aufgegeben hat, eine durchgängige Geschichte erzählen zu wollen, die dann nach dem ersten Dutzend Seiten doch nur wieder zu einer durchhängigen Geschichte mutiert. „Obelix auf Kreuzfahrt“, „Asterix und Latraviata“ und „Gallien in Gefahr“ (Review hier) waren ja bereits dahingekritzelte TV-Sitcoms, bei denen man das Gefühl hatte, alle fünf Seiten eine neue Episode zu sehen. Viel schlimmer war aber noch, dass das Asterix-Universum am Ende mehr Brüche bekam als die Schädeldecke von Troubadix nach einem gallischen Karaoke-Abend. In „Latraviata“ wurde – zumindest in der deutschen Übersetzung – plötzlich von ICE und BSE gefaselt, Werbeslogans eingeflochten (“Das verleiht Flügel“) oder generell ein ziemlicher Bullshit verbrochen (Asterix sprang 4 Seiten lang blöd durch die Gegend).

In „Gallien in Gefahr“ ging es dann so sehr um Raumschiffe, Aliens, Supermänner und Micky-Mäuse, dass diese Modernisierungsversuche selbst den hippen „Kids“ und krassen „Boyz“ von Today derbe ans Brain gegangen sein dürften, jojo. – Man hatte immer stärker das Gefühl, dass Uderzo die Lust am Römersetting verloren hatte und sich mit 82 Lebenslenzen fragte, warum er 1990 stattdessen nicht ein paar (schlechte) Geschichten für die „Lustigen Taschenbücher“ verfasst hat. Humortechnisch hätte das sicherlich auch ganz gut gepasst.

Und somit ist es auch kein Wunder, dass Obelix im neuen Band als Sprayer auftritt, „Twister“ spielt oder Uderzo höchstpersönlich (und hochverdient!) verdrischt. Das neue Werk wimmelt nämlich vor solchen „Ist mir gerade noch eingefallen“-Einfällen. Träume, Erzählungen, Ansichtskarten, künstlerische Einsprengsel, Zeitsprünge, Rückblicke, zeichnerische Anekdoten und Kurzgeschichten mischen sich zu einem Wildschweinbrei, der zu 90% aus Geschmacksverstärkern und zu 10% aus nostalgischen Rückblicken besteht („Ach, diese Figur kenne ich doch noch aus Band 17!“).

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Zu Beginn des Bandes sind alle Gallier noch alt und verbraucht. Nachdem allerdings auch Uderzo „verbraucht“ wurde (darf ich auch mal gegen sein Glaskinn…?), tragen nur noch die nachfolgenden Gags Spinnweben. Und das ist ja immerhin schon mal… – WAAAS!? (*Hörrohr auspack*)

Wirklich zu rezensieren gibt es daher eigentlich nichts. Genau so gut könnte man einen RTL2-Werbeblock reviewen, was dann darauf hinaus liefe, dass man jeden einzelnen Spot – oder gar jede Kameraeinstellung – besprechen müsste. Ehrlich gesagt habe ich aber wenig Bock, hier nacheinander aufzuzählen, ob ich die „Outtakes“ aus vergangenen Abenteuern witzig finde (=Halbe-Halbe), die ganzseitigen Zeichnungen hübsch (=definitiv!) oder die Rückblicke in der Mitte des Albums mit dem vielen Text lesenswert (=Habe ich nicht gelesen).

Ich kann nur sagen, dass der Humor größtenteils so einfallslos und platt ist, als wäre Uderzos Kreativität in einen Hinkelsteinregen geraten. Definitiv nichts zum Davonlaufen, aber auch nichts, an dem man jahrelang grübeln und minutenlang zeichnen müsste. Das Humorniveau bewegt sich auf dem Level der Asterix-Aufkleber, die es früher in den Duplo- und Hanuta-Verpackungen gab („Ich brech’ zusammen!“, „Der Chef bin ich!“) und besitzt größtenteils nicht mal den Tiefgang eines versenkten Piratenschiffes.

Apropos Piraten: Anlässlich des Geburtstags der beiden Geronto-Gallier tanzen so ziemlich ALLE Figuren an, die sich in den vergangenen 30 Abenteuern Rang, Namen & Narben gemacht haben… – lassen. Selbst bei einer Clipshow wie dieser hätte ich allerdings erwartet, dass die Piraten, der Giftzwerg aus „Streit um Asterix“ und ein paar andere Käuze sich mit Glückwünschen eher zurückgehalten hätten. Das hier mag zwar „nur“ ein Comic sein, aber das bedeutet ja noch lange nicht, dass Onkel Dagobert demnächst auch die Panzerknacker grundlos in die Arme schließen und die Schlümpfe mit Gargamel Brüderschaft trinken sollten.

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„Ha, ‚Titanix‘! Ich schreie mich weg! So viel Charme bringt jeden Eisberg zum Schmelzen! Wenn das mal nicht das Rettungsboot für die Asterix-Reihe ist! Wäre ja schlimm, wenn diese am Ende noch… untergeht! HA-HA-Haaa!?“ – Asterix und die Popkultur: Schon immer gehörten diese beiden Dinge zusammen. Nur war halt die Reihenfolge der gegenseitigen Beeinflussung früher noch genau… andersherum.

Uderzo scheint im hohen Alter jedoch immer weniger Probleme damit zu haben, die letzten 50 Jahre zu relativieren oder gar komplett auf den Kopf drehen zu wollen. Während andere Zetergreise vom Schlage eines „Methusalixchen“ mit dem Krückstock wedeln und alte Tugenden aus dem Rheumasalbensee heraufbeschwören wollen, möchte uns der liebe Albert anscheinend zeigen, wie crazy und jugendaffin er immer noch ist. Asterix mit dem Körper des Marsupilamis? – Macht keinen Sinn, ist dafür aber so schön gelb, juchee! Das Filmplakat(!?) zu einem Obelix-Streifen, welcher den Titel „Vom Obelix verweht“ trägt? – Ist wortspieltechnisch so witzig wie das Lesen meiner Artikel ohne Klapowski-Fanclubausweis. Aber dafür ist dann wieder eine ¾ Heftseite voll geworden, hahaa!

Ganz und gar nicht für voll nimmt man den erwachsenen Leser, denn auch die spärlich vorhandene Rahmenhandlung, in der sich alle Beteiligten (quasi mit der gallischen Adam & Eva angefangen) auf den großen Geburtstag vorbereiten, bringt höchstens ein paar müde Gags, bei denen man nur mal warmes Wasser durch die Augen prustet. Und es sind definitiv keine Lachtränen dabei! So malen sich die Dorffrauen aus, wie sich Asterix und Obelix wohl in einer Beziehung schlagen würden (Die Kinder sähen ihren Vätern dann total ähnlich – HAHA! Hammergag!) oder aber die Römer müssen nach dem unfreiwilligen Genuss von Rizinusöl mal ganz doll kacken. – Ein darmtechnisch verortetes Gefühl, das man nach dem Genuss dieses abgemalten Sat.1-Comedy-Samstags wirklich problemlos nachempfinden kann…

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„Zerrspiegel! Biegen! Wie kommt dieser Uderzo nur immer auf diese gnadenlosen begnadeten Wortspiele? Aber jetzt mal im Ernst: Gnaaaadeee!“ – Band 35 soll übrigens „Asterix und der gestohlene Witz“ heißen! Bis dahin können wir uns aber noch die „Lektionen für eine erfolgreiche Comicserie“ (unten im Bild angedeutet) zu Gemüte führen. Unter Lektion III finden wir beispielsweise ein altes Witzebuch und daneben einen Fotokopierer, an dem Uderzo steht…

Und warum mussten Asterix und Obelix SCHON WIEDER Geburtstag feiern? Erst bei „Latraviata“, dem wirren Storysalat, aus dem der verstorbene Texter Goscinny noch drei gute(!) Geschichten geschnitzt hätte, mussten wir uns mit dem Lebensbeginnfeiertag der beiden gleichzeitig(?) geborenen Haudraufdegen herum“schlagen“. Inklusive den beknackten Eltern der beiden, die kaputtlachenderweise genau so aussahen wie unsere Helden. Normalerweise kennt man es nur von überforderten Kinderbuch- und LTB-Autoren (was wohl so ziemlich die gleichen Personen sind), dass der Buchinhalt an so etwas spießigen wie einem Geburtstag festgemacht wird. – Anarchie? Nicht bei „Weihnachten mit Donald Duck“ oder „Der Froschkönig und der Namenstag“.

Zugegeben, ein paar Bildchen sorgen für das eine oder andere Aha-Erlebnis, aber das auch nur, weil Bezug auf ALTE und gelungenere Scherze genommen wird. So gibt es zum Beispiel die von Käsefäden überzogenen Partygäste aus „Asterix bei den Schweizern“, die ebenso als Kunstwerk herhalten müssen wie „Der Schrei“ von Munch, der hier mit dem wohlbekannten Ausguckpiraten („Die Ga… Die Gaga… Die Gaaaallier!“) verschönert wurde.

Im Großen und Ganzen Unlustigen stellt sich aber recht schnell der „Mathematische Trauereffekt“ ein: Mit jedem unlustigen Band, den Uderzo rausdonnert, sinkt seine Restlebenszeit und somit seine Chance, uns noch einmal einen klassischen Asterix zu präsentieren, bevor auch von ihm nicht mehr übrigbleibt als zwei rauchende Sandalen im Wald.

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Toll! Die schlechten Witze aus „Asterix und Latraviata“ dienen als Vorlage für schlechte Witze in „Asterix & Obelix feiern Geburtstag“! Da muss ich mich ja jetzt nicht wirklich schämen, wenn ich das hier wiederum als Vorlage für folgenden Gag verwende: Was sagt ein Uderzo, der sich zeichnerisch im Tierpark verlaufen hat? Na: „U! Der Zoo!“ Versteht ihr, hahaha? U-der-zoo! Ich lach mich schlappig!

Wobei: Man will dem alten Zeichenzausel ja nichts Schlechtes wünschen (große Schmerzen würden für ein paar Wochen erst mal reichen), aber wenn er irgendwann einmal vor seinen göttlichen Zeichner treten sollte, könnten wir Fans glatt wieder Hoffnung schöpfen! So kündigte der mental vor sich hinmodernde Kultzerstörer nämlich an, nichts dagegen zu haben, wenn ein anderer Zeichner nach seinem Tod das Werk fortführt. Und dass das durchaus gelingen kann, wissen wir seit Don Rosa (= Carl-Barks-Fan) und den recht ordentlich aussehenden Lucky-Luke-Abenteuern des Morris-Nachfolgers.

Somit hoffe ich also weiterhin auf „Asterix bei den Chinesen“, sofern Uderzo nach den noch zu erwartenden Werken „Asterix und die Formel 1“ und „Obelix bei den Weightwatchern“ den Zaubertranklöffel abgeben wird.

Immerhin scheinen die Zeichnungen wieder etwas besser zu sein als bei „Gallien in Gefahr“. Dort hatte ich oftmals den Eindruck, die in den 70er Jahren noch extrem scharfen und schwungvollen Striche seien plötzlich mit der Hilfe von Schablonen entstanden. Die Vision von einem kurz- und generell nicht mehr besonders -sichtigen Tattergreis, der mit sich mit bebenden Fingerchen an seinem Zeichenpapier abarbeitet, wurde vor 4 Jahren fast übermächtig. In dieser Geburtstagsknalltüte gibt es immerhin ein paar Zeichnungen, die stark nach Ölfarben aussehen. Die füllen zwar ebenfalls das Heft, ohne eine Geschichte zu erzählen, sind optisch aber immerhin interessanter als kugelförmige Raumschiffe.

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Ich weiß zwar nicht wirklich, was hierfür die Vorlage sein soll, aber für die hübsche Zeichnung gibt es immerhin ein Fleißsternchen von mir. Endlich(?) mal ein Asterixband, der einen nicht noch nach Jahren ein störendes „Lies mich mal wieder“ aus dem Bücherregal entgegenraunt, sondern der nach 30-sekündigem Betrachten in der Schublade mit den alten Quellekatalogen verschwindet…


Fazit: Kunderbunte Gagparade ohne Gags, die beim genauen Hinsehen auch gar nicht so bunt, sondern inhaltlich ziemlich schwarzweiß gehalten sind. Wer gerne noch mal ein paar alte Figuren wiedersehen will, die eigentlich niemand vermissen sollte, solange der menschliche Genpool noch ein paar NEUE Kartoffelnasen hergeben könnte, dürfte mit dem Band zufrieden sein.

Alle anderen (95% der Leser?) müssen sich schon krampfhaft an die kunsthistorischen Verballhornungen halten („Haha! Eine Andy-Warhol-Verarsche!“), um ihrem Umfeld glaubwürdig erläutern zu können, warum Asterix-Bände so verdammt tiefgründig waren… äh: sind!

Bis der unbeugsame Bezwinger jeglicher Erzählkunst aber endlich die Radieschen von unten zeichnen darf, müssen wir uns damit begnügen, ihm Rizinusöl in Form von schlechten Amazon-Bewertungen zu verabreichen…

(Die 5- gibt es nur, weil mich die UFO-Geschichte noch etwas mehr erschreckt hat.)

SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Wenn der Humor schon längst in Rente ist...
Nur ein Sonderheft. Genau! Ein Sonderheft! Aber ein heftiges! Gnihihi! Blblblbll!!

Oh! Entschuldigt bitte diesen kurzen geistigen Aussetzer, aber ich habe das neue Asterix-Band eben erst aus der Hand gelegt und kämpfe noch mit den Nachwirkungen. Denn ich habe nun etwas Neues gefunden, was mir nach den berüchtigten „Prequels“ so gehörig den Hinkelstein runterrutschen kann. Nämlich die „Wir feiern unseren eigenen Geburtstag“-Stories! Und ähnlich wie bei den bereits erwähnten „Vorgeschichten“ frage ich mich vor allem, wieviele Asterix-Fans denn nur nach so etwas geschrien haben? Also, ICH jedenfalls nicht! Nein, mein Hööörr!

Denn nach dem letzten „Superhelden“-Spek… Debakel war mir jedenfalls mal wieder der Sinn nach einer klassischen Geschichte á la „Asterix auf Korsika“ oder „Die Trabantenstadt“. Ja, selbst über eine „Maestria“ hätte ich mich schon gefreut! Denn bis dahin fand ich alle Bände, selbst diejenigen ohne Mitwirken von Texter-König Goscinny, noch richtig fett… pardon, echt vollschlank! Aber war danach endgültig der kreative Zaubertrank alle?

So verfügt der neueste Band 34 eigentlich gar nicht erst über eine richtige Rahmenhandlung, nein, hier nutzt man das Thema Geburtstag einfach für eine Reise in alle Himmels- und Stilrichtungen. Wie sehen die Gallier fünfzig Jahre später aus? Überraschenderweise… älter. (Außer Methusalix, was hoffentlich nicht nur ein ungewollter Gag ist.) Kann man diese Zukunftsvision wenigstens noch nachvollziehen, kennt Uderzo danach kein Halten mehr und lässt sich auch schon einmal selber von Obelix verhauen, lässt diesen eine viel zu lange Modenschau abziehen, präsentiert uns einen textlastigen Reiseführer mit Recycle-Bildern, zeigt uns Ausschnitte aus den Comic-Dreharbeiten (?) und lässt die Dorfbewohner ein Asterix-Museum (!) besuchen. Um nur einige Beispiele zu nennen, bei deren Konzeption der Udo wohl in ein Weinfass gefallen ist.

Wie oben schon angedeutet: Hätte man uns das Ganze von Anfang an als Sonderband angepriesen, hätte sich meine Verwirrung in Grenzen, und ich meine sechs Euro wohl in der Brieftasche, gehalten. Aber als Alt-Fan ärgere ich mich irgendwie halt doch über die verpasste Chance, noch einmal ein richtiges Abenteuer der Beiden miterleben zu können, bevor auch Uderzo sich an das ewige Festbankett setzt. An Ideen sollte es ja wohl doch nicht mangeln, oder? „Asterix in China“ würde mir da schon ganz spontan einfallen…

Eine Note fällt mir dieses Mal trotzdem schwer, weswegen ich auch direkt ZWEI davon vergebe. Und zwar…

Als Sonderband: 3
Als Band 34: 5

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Artikel

von Klapowski am 22.10.09 in Das Test-Labor

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Kommentare (12)

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  1. IM Tigerfels sagt:

    Solange gleich drei (Ex-) Redakteure dieser Seite noch am Tage des Erscheinens in der Buchhandlung aufschlagen, um sich das neue Heft zu kaufen, macht Uderzo immer noch alles richtig. Rein finanziell betrachtet. Die Ankündigung eines Jubiläumsbandes hatte in mir keine großen Hoffnungen geweckt. Von vornherein war klar, daß man hier nur Ähnliches erwarten durfte wie in „Asterix plaudert aus der Schule“ oder „Wie Obelix als kleines Kind in den Zaubertrank gefallen ist“ oder wie in den diversen Sonderbänden und Asterix-Lexika. Nur (noch) schlechter. Und immerhin hat Uderzo unter Beweis gestellt, daß die Qualität noch lange nicht den Tiefpunkt erreicht hat. Da scheint es noch eine Menge Spielraum nach unten zu geben. Fast finde ich es lustig, wie der alte Zauselgreis es genießt, sein Lebenswerk zur Verzweiflung seiner Fans und Verwandten eigenhändig zu zerstören. Das kann unmöglich Inkompetenz sein, sondern ist augenscheinlich böswillige Absicht. Wenn Albert albert, ruht Ruth, möchte man kalauern.

    Um es mir gestern richtig übel zu geben, habe ich mir anschließend noch einmal „Gallien in Gefahr“ zu Gemüte geführt, das ich vor vier Jahren nur zweimal kurz überflogen, aber nie mit einer Riesen-Milka als Wegzehrung hingebungsvoll Bild für Bild auf dem Sofa studiert hatte. Und siehe da: beim wohlwollenden Lesen ist es tatsächlich so schlecht, daß es schon wieder gut ist. Ab und zu blitzt in den recht lieblosen Zeichnungen sogar ein kleines Licht auf, das an vergangene Zeiten erinnert.

    Dank Jopi Heesters wissen wir: ein Künstlerleben kann sich hinziehen. Ich habe daher wenig Hoffnung, daß Uderzos begabte Söhne und Goscinnys Erben uns in absehbarer Zeit wieder ein Asterix-Abenteuer im alten Stil werden präsentieren können. Mindestens ein weiterer Uderzo-Band wird uns wohl nicht erspart bleiben. Es sei denn, Gott ist Asterix-Fan und nimmt Uderzo rechtzeitig den Griffel aus denselben.

  2. Flutschfinger sagt:

    So müssen sich Außenstehende fühlen, wenn Trekkies über Berman und Co diskutieren, und sie das alles für Kinderkam halten und den tieferen Sinn (gibt es einen?) nicht bemerken.

    Ihr lest das Zeug echt?

  3. Ishbane sagt:

    […]oder generell ein ziemlicher Bullshit verbrochen (Asterix sprang 4 Seiten lang blöd durch die Gegend).

    Oh Gott, ich lolte so hart.

    Schon schade wenn herzliche Kindheitserinnerungen so grausam zerfickt werden.
    Nun gut, bleibt mir immer noch Lucky Luke…

  4. G.G.Hoffmann sagt:

    @Flutschfinger:
    So geht es mir inzwischen mit 80% des Inhalts auf dieser Seite. Da freut es mich doch, wenn ich auch mal wieder mitreden kann.

    Was ich noch ergänzen wollte: so richtig nervt mich diese neue „handgeletterte“ Comic-Schrift. Wenn ausnahmsweise einmal die Zeichnungen gut sind, raubt einem diese nur aus GROSSBUCHSTABEN bestehende und nur schwer lesbare Zitterschrift den letzten Nerv. Zumal manchmal nicht deutlich wird, ob Obelix Wildschweine in Massen oder einfach nur über die Maßen (MASSEN) liebt. Diese Schrift ist eindeutig nicht das MASS aller Dinge…

  5. AlphaOrange sagt:

    Also wenn mich meine Kenntnisse in höherer Quantenphysik nicht komplett enttäuschen – funktionieren die Zerrspiegel da oben verkehrt herum.

  6. Dingens sagt:

    Mit Sicherheit nur ein minderer Kritikpunkt neben all dem anderen, doch durchaus wahr.

    Ich werde diesen Band nicht lesen, weil ich mir nicht die wenigen positiven Kindheitserinnerungen, die mir noch geblieben sind, zerstören lassen will. So wie das Michael Mittermeier schon mit den Schlümpfen getan hat…

  7. Klapowski sagt:

    Zu behaupten, man hätte als Kind keine Asterixhefte gelesen, ist fast so schlimm, als würde man fragen, wer denn diese „Micki Mauhs“ ist, von der ständig alle faseln. Zumal man die sehr durchwachsenen Filme nicht mit den viel besser getimten Comics vergleichen sollte.

    Was mir aber viel mehr auf den Zwirn geht, ist die Hartnäckigkeit, mit der viele Fans sich den neuen Band schön reden, indem sie Uderzos Zeichenstil in den Himmel loben und dabei so tun, als würde ein anderer Pinsler den Lesern den Himmel auf den Kopf fallen lassen.

    Natürlich gibt es Dutzende Zeichner, die es ähnlich oder sogar BESSER können! Was sollen denn „Spirou & Fantasio“ (=traditionsreiche Comicserie, aus der u.a. das Marsupilami hervorgegangen ist) sagen, die alle paar Alben von neuen Krakel-Azubis erschaffen wurden?

    – Das ging 1938 los mit Rob-Vel (würde man heute optisch keinem mehr zumuten)
    – Dann kam André Franquin, der sich durch eine sehr klare Linienführung auszeichnete, aber doch eher wenige Details verwendete. (Seine Geschichten fand ich allerdings stets am besten)
    – Dann kam 10 Jahre lang der Herr Fournier (zumindest am Anfang mochte ich die Zeichnungen)
    – Nic & Cauvin machten dann 3 Alben lang, dass alles Scheiße aussah
    – Tome & Janry erinnerten dann wieder etwas an Fournier
    – Morvan & Munuera habe ich dann ausgelassen, deren Strich sah auf den Covern aber recht nett aus.

    Also: Uderzofreunde sollen mit dem Heulen aufhören und sich auf neue, DETAILLIERTERE Zeichnungen freuen, die definitiv möglich und nötig sind, sobald der Altmeister endlich unter einem Hinkelstein wohnt!

  8. G.G.Hoffmann sagt:

    Wenn eine Comicserie von Anfang an oder jedenfalls in einem relativ frühen Stadium von verschiedenen Zeichner gefertigt wird, gewöhnt man sich an unterschiedliche Stile und nimmt es hin, daß die Figuren von Heft zu Heft, von Geschichte zu Geschichte etwas anders aussehen (siehe nur die LTBs). Asterix wurde aber stets nur von Uderzo gezeichnet. Hier ist zwar über die Jahrzehnte ebenfalls eine Entwicklung festzustellen: Asterix wirkte am Anfang wesentlich hagerer und älter, Obelix war eine ganze Ecke kleiner. Relativ früh hatten die Figuren aber hier heute bekanntes Aussehen. Die Asterix-Fangemeinde würde es sicher nicht hinnehmen, wenn ein anderer Zeichner seinen eigenen Stil einbrächte. Zukünftige Asterix-Zeichner werden Uderzos Stil streng nachahmen müssen.

    Dadurch, daß schon in „Gallien in Gefahr“ die Tuschezeichnunge und die Kolorierung in fremde Hände gegeben wurde, meine ich einen leichten Unterschied feststellen zu können: mehr Licht- und Schattenwürfe, abgestufte Farbgebung, …

  9. DJ Doena sagt:

    Hab mir mal die ersten drei Asterix-Hefte in einem Sammelband gekauft. War ganz ok, aber nicht überragend. Ich denk mal, ich hab 20 Jahre zu spät damit angefangen. Dafür lese ich die (DDR-)Mosaik-Comics von 1976 immer noch gerne.

    (der kleine Dicke links in meinem Avatar ist einer von ihnen)

  10. Donald D. sagt:

    Als ich von dem Band hörte, war mir sofort klar, daß ich NICHT, wie bei den beiden schwachsinnigen Bänden zuvor, sofort in die Buchhandlung renne und dem Ehapa Verlag meine 05,00-10,00 Euro in den raffgierigen Rachen schmeiße. Klapo bestätigt und übertrifft nun meine negativen Erwartungen insofern, als das ich mir den neuen Band gar nicht zu Gemüte führen werde, was ein Novum ist, denn ich habe bisher alle Asterix-Bände gelesen. Aber ich will nicht wie Goscinny enden (Ich fass es immer noch nicht: beim Herzbelastungstest im Krankenhaus tot umgefallen!!!) und abgesehen davon, hat Uderzo es ja bewiesen, daß er es auch allein konnte: „Die Odyssee“ und „Asterix im Morgenland“ waren ebenso genial, wie die Bände mit Goscinny. Und ich hoffe nun auch seit zehn Jahren, daß Asterix eine Reise nach China oder Japan macht, denn die fehlen einfach noch im Reisetagebuch des Hörrn Asterix. (Wie ich gelesen habe, denke nicht nur ich so.) Denn die Asterix-Geschichten waren immer am besten, wenn sie nicht in Gallien spielten.

  11. U. R. Stupid sagt:

    Der neue Asterix Stinkt. Ich habe ein super Wortspiel für Albert Uderzo : Asterix kauft sich PISStazieneis. HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAH

  12. potsmoke66 sagt:

    recht haste alpha orange
    braucht aber keine kenntnisse von quantenphysik dazu
    und sollte eigentlich KEINEM zeichner unterlaufen.

    das bild auf das uderzo bezug nimmt ist vermutlich „der Herbst“ von Guiseppe Arcimboldo
    http://i790.photobucket.com/albums/yy187/potsmoke66/posters/74621.jpg (ok, keine bilder oder links, na ja)
    und nur ein paar mausklicks entfernt (wohl doch nur comix gelesen in deiner jugend?).

    das macht aber den neuen asterix wahrscheinlich nicht besser, ich selbst war begeisterter asterix leser bis zu einem gewissen punkt bis alles diesen korea/japan einheitsbrei stil annahm, schade.
    schade auch dass es junge „künstler“ hierzulande gibt die das auch noch nachäffen.

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